Navid Kermani erhält Friedenspreis
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ehrt den Schriftsteller und Orientalisten Navid Kermani als eine „der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft“. Kermani veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten, Romane, Essays und Reportagen aus Krisengebieten. Seine Texte zeigten, „wie sehr er sich für eine offene europäische Gesellschaft einsetzt, die Flüchtlingen Schutz bietet und der Menschlichkeit Raum gibt“, heißt es in der Begründung der Jury.
Im letzten Jahr hielt Kermani im Deutschen Bundestag eine Rede zum 65. Jubiläum des Grundgesetzes. Der Sohn iranischer Einwanderer warb dafür, die politisch Verfolgten nicht länger auszuschließen: „Deutschland muss nicht alle Mühseligen und Beladenen der Welt aufnehmen; aber es hat genügend Ressourcen, politisch Verfolgte zu schützen, statt die Verantwortung auf die sogenannten Drittstaaten abzuwälzen“, sagt er in der Rede und kritisiert die praktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl im Jahr 1993.
SPD-Chef Sigmar Gabriel gratuliert Kermani. „In Ihren Texten setzen Sie sich mit Verve für eine plurale Gesellschaft ein, die dennoch das Wissen und das Gefühl für religiöses Empfinden nicht verliert“, schreibt Gabriel an Kermani. Auch Thorsten Schäfer-Gümbel, der stellvertretender Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie und stellvertretende Parteivositzende, gratuliert. Die Auszeichnung sieht er auch als Auftrag: „Wir müssen uns stärker für Toleranz und religiöse Wertedebatten einsetzen. Der Friedenspreis an Navid Kermani wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“
Kermani ist 1967 in Siegen geboren und lebt heute in Köln. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehene Friedenspreis wird zur Frankfurter Buchmesse, am 18. Oktober, in der Paulskirche verliehen. Die seit 1950 verliehene Auszeichnung zählt zu den bedeutendsten Preisen in Deutschland und ist mit 25.000 Euro dotiert.
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.