Kultur

Musikalisch-biographische Revue erinnert

von Sarah Schönewolf · 8. März 2013

Elf Lebenswege jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten standen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung zum 150. Parteijubiläum der SPD. Im Rahmen der Revue „Juden, zur Sonne, zur Freiheit“ würdigte Sigmar Gabriel den Intellektuellen Eduard Bernstein. Aber auch unbekanntere Wegbereiter wurden vorgestellt.

„Die SPD muss sich nicht für ihren Namen schämen. Dass geht anderen anders“, stellte SPD-Parteichef Gabriel am Mittwochabend klar. Eine Aussage, der die rund 500 Besucherinnen und Besucher im Jüdischen Museum kräftig Beifall zollten.

Der Partei-Vorsitzende hob die Bedeutung des SPD-Politikers und Theoretikers Eduard Bernstein hervor, ohne den die moderne, reformorientiere Sozialdemokratie nicht denkbar sei. Bernstein war der Überzeugung, dass die sozialistische Theorie durch die Realität und der Kapitalismus durch Reformen zu verändern sei. Mit seinem Revisionismus stelle er daher das Verbindungsglied zwischen August Bebels Theorie und Willy Brandts Reformpolitik dar, so Gabriel. Er wünschte sich, dass dieser große Sozialdemokrat im Jubiläumsjahr nicht vergessen werde.

Die erste zentrale Veranstaltung zum 150. Geburtstag der Sozialdemokratie hatte der Parteivorstand in Kooperation mit dem Jüdischen Museum, dem Arbeiterkreises Jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten und dem Zentrum für Antisemitismusforschung organisiert. Die Direktorin des Zentrums, Stefanie Schüler-Springorum, führte durch die Veranstaltung. Mit Liedern der deutschen Arbeiterbewegung und jiddischen Kampf-und Arbeiterliedern unterstrichen die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai und die Gitarristin Katrin Schüler-Springorum den Festakt.
 
Auch unbekanntere Biographien

Nicht nur die „Heroengestalt der ersten Reihe der deutschen Sozialdemokratie“, als die der Historiker Peter Brandt, Ferdinand Lassalle - den Gründungsvater der SPD- bezeichnete, sondern auch weniger bekannte jüdische Politikerinnen und Politiker wurden gewürdigt. So wurde die Biographie der Neuköllner Frauenärztin und Stadtverordneten, Käte Frankenthal vorgestellt. Sie hatte sich in den zwanziger Jahren gegen den Abtreibungsparagraphen 218 engagiert.
 

„Ernst Heilmanns kämpferisches Eintreten für die Weimarer Demokratie ist immer noch beeindruckend“, sagte der Historiker Siegfried Heimann und erinnerte an den offenen Kampf des Journalisten und preußischer Landtagsabgeordneten gegen den Nationalsozialismus und Antisemitismus.
 
Imponierend waren sie alle, die vorgestellten elf Biographien der SPD-Politiker. Die Referierenden einte der Wunsch, dass die Intellektualität der jüdischen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, ebenso wie ihre Menschlichkeit in Erinnerung bleiben möge. Dazu sollen die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr beitragen.

Autor*in
Sarah Schönewolf
Sarah Schönewolf

ist Diplom-Politologin und Redakteurin des vorwärts.

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