Was haben Peter Fox, Herbert Grönemeyer und Juli Zeh gemeinsam? Alle engagieren sich für die Künstlerinitiative #GehtAuchAnders, die sich für eine mutigere Politik einsetzt. Wie und woran sie arbeitet, erklärt der Dokumentarfilmer und Mitbegründer der Initiative Jakob Preuss im vorwärts-Interview.
vorwärts: Wer oder was sind #GehtAuchAnders?
Jakob Preuss: #GehtAuchAnders ist ein informeller Zusammenschluss von Künstlern und Kreativen, der sich vor der letzten Bundestagswahl zusammengefunden hat. Damals haben wir uns auf einem Künstlerfest kennengelernt, das von der SPD und den Grünen organisiert wurde. Die Parteien mögen es ja meistens vor Wahlen mit Künstlern zu reden und zu schauen, ob sie mit einem sympathisieren. Als Künstler fühlt man sich dann manchmal instrumentalisiert und wir wollten den Spieß umdrehen. Statt uns von den Politikern einspannen zu lassen, hatten wir die Idee, dass wir die Politik kritisch begleiten wollen. Zufällig hab ich dann Pierre Baigorry (Peter Fox) ein paar Wochen später beim Bäcker getroffen und da haben wir uns gesagt, dass wir die Idee wirklich in die Wege leiten.
Wie kann die Initiative die Politik unterstützen?
Es ist oft so, dass es eine gewisse Skepsis gegenüber dem gibt, was Politiker sagen. Man hat das Gefühl, da sind zu viele Interessen dahinter und dass vieles zu maschinell abgespult ist. Wir wollen in die Debatten frischen Wind reinbekommen und Leute interessieren, indem mal ein Musiker davon redet, den sie toll finden. Der sagt dann gewiss auch nichts Neues. Dass wir beispielsweise die Energiewende voranbringen müssen, ist klar. Dafür gibt es ja auch einen großen Rückhalt in der Gesellschaft. Irgendwann kann man das Wort nicht aber mehr hören, mit dem EEG wird das dann vielen zu kompliziert und das Interesse sinkt. Wenn dann ein berühmter Künstler kommt und darauf hinweist, dass das Problem noch nicht überwunden ist, dann kann das einen neuen Impuls geben.
Wir wollen aber auch Politiker ermutigen! Und wenn etwas gut läuft, werden wir das auch sagen. Wir sind kein Stammtisch, der nur motzen will, sondern wir wollen selber Ideen einbringen und da Kritik üben, wo wir sie für richtig halten. Aber eben auch Respekt zollen, wo wir das Gefühl haben, da geht jemand mutig in die richtige Richtung. Daher der Untertitel der Initiative: “Für eine mutigere Politik!”
Wie finanziert sich die Initiative?
Das ist eine schwierige Geschichte! Wir Künstler und Kreative engagieren uns freiwillig. Aber trotzdem entstehen nebenbei Kosten. Für Interviews müssen Kameras gemietet und für die Website müssen Programmierer bezahlt werden. Das haben wir ein Jahr selbst finanziert und jetzt wollten wir sehen, ob die Leute Lust auf unsere Initiative haben. Das wir nun mit unserer Crowdfunding-Party 10.000 Euro eingesammelt haben, ist eine große, positive Rückmeldung. Jetzt schauen wir, ob wir Förderungen beantragen oder ob wir uns auf das Crowdfunding konzentrieren. Wir haben ja viele Künstler, die uns wohl gesonnen sind und eventuell schlagen diese vor Lesungen zu machen oder einen Film zu präsentieren. Da wir mittlerweile ein eingetragener Verein sind, kann man uns auch direkt spenden.
Mit welchen Themen beschäftigt sich die Initiative?
Unsere Leute befassen sich damit, was ihnen unter den Nägeln bringt und sorgen so für eine riesen Spannweite. Zwischendurch wollen wir dann einzelne Themen setzen. Zum Anfang des Jahres war das Russland und Sotschi, was anlässlich der Berlinale mit vielen Schauspielern angegangen wurde. Dann kamen die Europawahlen zu denen sich unsere Leute verschiedene Themen ausgesucht haben – Klimaschutz, Flüchtlingsschutz, Jugendarbeitslosigkeit, Homophobie und Überwachung sind Beispiele.
Was ist das persönliche Anliegen von Jakob Preuss?
Mein Ziel ist es mit möglich vielen Leuten ins Gespräch zu kommen und Reaktionen zu erhalten. Unsere Musiker waren da ein wenig enttäuscht, die sind Klickzahlen von Hunderttausenden gewohnt. Und selbst wenn Peter Fox mit Sigmar Gabriel spricht, sind das nur viertausend Klicks. Aber wenn man das von der Seite der Politik betrachtet, ist das gar nicht so schlecht. Im Vergleich zu Musik oder Filmen ist das Ganze eben zäh, man rennt keine offene Türen ein. Für mich als Dokumentarfilmer ist das näherliegend. Ich bearbeite in meinen Filmen politische Themen, momentan zu Flüchtlingen, Migration und Grenzen. Seit mehr als zwei Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema und fand, dass ich zu den Europawahlen dazu am Besten etwas beitragen kann.
VideoPreuss
Die Beiträge der Künstler auf:
geht-auch-anders.de
youtube.com
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