Kultur

„Moralische Unruhe“ im Willy-Brandt-Haus

von Fréderic Verrycken · 15. Februar 2006
placeholder

Zur Eröffnung konnten die etwa 400 Besucher Filme von Kieslowski - unter ihnen "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" oder aus der "Drei-Farben-Trilogie", sowie die Dokumentation "Begegnung mit Krzystof Kieslowski" sehen. Ermöglicht haben die Ausstellung und den Filmabend das Museum für Kinematografie Lodz; und das Polnische Filminstitut Warschau. Der polnische Botschafter Andrzej Byrt übernahm die Schirmherrschaft.

Monika Griefahn, Mitglied des Kulturforums und Sprecherin für Kultur und Medien in der SPD-Bundestagsfraktion, würdigte in ihrer Begrüßung die wachsende Bedeutung des europäischen Kinos. "Kultur ist Lebensmittel", so Griefahn, die zugleich darauf hinwies, dass die SPD in der Regierung stets für die Interessen der europäischen Filmschaffenden eingetreten ist. Durch ein von der Regierung Schröder verabschiedetes Gesetz flössen von jeder gekauften Kinokarte fünfzehn Cent in die Filmförderung.

"Der Wandel durch Annäherung ist aufgegangen", so Siawomir Tryc

"Partnerschaften und Kulturaustausch sind ein starker und wichtiger Bestandteil der europäischen Annäherung", so Siawomir Tryc, Botschaftsrat der Republik Polen. Dass eine Ausstellung über Kieslowski und "das Kino der moralischen Unruhe" heute möglich sei, zeige, dass die Strategie Willy Brandts, "Wandel durch Annäherung", aufgegangen sei.

Zweisprachig entrichte Gesine Schwan, Präsidentin der Europa Universität Viadrina und Koordinatorin der Bundesregierung für deutsch-polnische Zusammenarbeit ihre Grußworte. Sie bewundere "die Selbstironie, die gedankliche Schärfe und die romantische Sehnsucht nach moralischer Größe und einem Weltbürgertum", die bei Kieslowski und dem polnischen Kino eine zentrale Rolle spielten. "Die moralische und metaphysische Sichtweise" stoße auch hierzulande auf ein immer größeres Interesse, so Schwan.

Ulrich Gregor, Filmhistoriker und langjähriger Leiter des Internationalen Forums der Berlinale, erklärte seine Liebe zum polnischen Film und insbesondere zum Regisseur Kieslowski. "Seine Filme sind Sternstunden des Kinos: klar, präzise, zugespitzt, ironisch aber auch ernst sprechen sie zum Zuschauer - moralisch, ohne aber den moralischen Zeigefinger zu erheben."

Die Ausstellung im Willy-Brandt-Haus findet vom 15. Februar bis zum 5. März statt. Öffnungszeit ist Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Mitführen eines Personalausweises ist erforderlich.

Foto: Museum für Kinematografie Lodz

Autor*in
Fréderic Verrycken

Chefredakteur der DEMO, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf

0 Kommentare
Noch keine Kommentare