Mit Lügen an die Macht?
Patti Perret
Wahlkampf in Bolivien. Castillo ist der Mann ohne Lächeln. Castillo ist der Mann, der sich nicht entschuldigt. Castillo ist der Mann, der schlägt, bevor er denkt. Ist Castillo ein Mann, der Bolivien regieren kann?
Ein idealer Präsident sieht anders aus. Die Bürger Boliviens sehen das ähnlich. Mit nur acht Prozent der Stimmen wird Castillo den Wahlkampf nicht gewinnen. Genau dort steht er in den Umfragen. Deswegen stellt er eine amerikanische Wahlkämpferin ein, die die Wahl für ihn entscheiden soll.
Vorlage war die Präsidentschaftswahl in Bolivien
Jane Bodine (gespielt von Sandra Bullock) verwandelt als Wahlkämpferin Castillos Schattenseiten in einen Vorteil. Mit einem „Was-wäre-wenn?“-Szenario wird aus einem Mann, der sein Volk schlägt, ein Mann, der es im Krieg verteidigen kann. In ihren Händen wird Castillo zum vermeintlichen Beschützer Boliviens. Kann das gut gehen?
Die Vorlage für den Film „Die Wahlkämpferin“ bildete die Präsidentschaftswahl im Jahr 2002 in Bolivien. Die Figur Catillo ist angelehnt an Gonzalo Sánchez de Lozada, dessen Gegenkandidat Evo Morales der gesamten bolivianischen Politiker-Elite vorwarf, nur Marionetten der Vereinigten Staaten zu sein. Unter der Herrschaft de Lozadas kam es im darauffolgenden Jahr zu Massenprotesten und de Lozada floh ins Exil nach Amerika.
Geschichte über Manipulation und Verleugnung
Wie wird die Wahrnehmung der Wähler gelenkt? Welche Rolle spielen Image-Berater? Welche Folgen hat es, wenn ein schlechter Mensch als gut verkauft wird? Diese Fragen stellt Regisseur David Gordon Green im Film.
Er erzählt eine Geschichte über Manipulation und Veränderung, über Verleugnung von Gefahr und Angst und schließlich eine Geschichte darüber, wie die Menschen mit den Konsequenzen zu leben haben. Beängstigend. Beängstigend gut.
ab 21. Januar 2016 im Kino