Petra Reski, die selbst aus Duisburg stammt und in Venedig lebt ist als rechercierende Journalistin den Wurzeln des Duisburger Verbrechens nachgegangen. Sie hat sich dort umgesehen, wo die
Mörder herkamen: in Kalabrien und speziell in San Luca.
Unehrenwert
Das Buch setzt damit ein, dass die Autorin einem abtrünnigen Mafioso, in diesem Falle einem Sizilianer, begegnet. Sizilien - das ist der Sitz der Cosa Nostra, die sich selbst "Ehrenwerte
Gesellschaft" nennt. In Gesprächen mit dem Mafioso, der bereits einen hohen Rang in der Hierarchie der Cosa Nostra erlangt hatte, fragt Reski dem Umgang der verbrecherischen Organisation mit den
Menschen nach, die sich ihr unterwarfen oder gegen sie auftraten.
Dabei verliert sich das Bild einer zwar kriminelle Ziele habenden und über Leichen gehenden, aber den eigenen Leuten gegenüber patriarchalisch fürsorglichen Gesellschaft. Es bleibt das von
Menschen, die dazu gezwungen werden, ihre besten Freunde zu täuschen und den Mördern zuzuführen. Es bleiben skrupellos die Macht, den Platz an der Spitze der Hierarchie anstrebende Männer und
ihres Willens beraubte "Soldaten des Verbrechens".
Hydra
Im Einsatz gegen die Mafia verloren unbeugsame, nicht zu korrumpierende Menschen ihr Leben, so wurde 1992 der Staatsanwalt Giovanni Falcone zusammen mit seiner Ehefrau Francesca Morvillo
und seinem Leibwächter Antonio Montinari umgebracht, 1991 der Generalstaatsanwalt am römischen Kassationsgericht Antonio Scopeliti. Der Kampf der Carabinieri gegen die Cosa Nostra war schließlich
erfolgreich. Köpfe der Hydra sind abgeschlagen worden, wie es scheint. Doch die Cosa Nostra ist nicht die einzige Mafia Italiens. Da gibt es noch die Ndrangheta Kalabriens und die Gomorrha aus
der Gegend von Neapel.
Konkurrenzkampf
Insbesondere die Ndrangheta bekam Aufwind, nachdem die Konkurrenzorganisation geschwächt wurde. Die Köpfe der Ndrangheta abzuschlagen aber ist schwer, denn sie wachsen schnell wieder nach,
da diese Mafia nicht in so hierarchisch organisiert ist wie die Coasa Nostra. Es handelt sich hier um eine sich über Familienverbände organisierende kriminelle Organisation. Jeder Clan operiert
eigenständig und auf eigene Verantwortung.
Rivalitäten
In letzterem findet dann auch das Duisburger Verbrechen seine Wurzeln. In San Luca sollen sich zwei hier namentlich genannte Clans gegenseitig bekämpft haben. Die Frau eines der Clanführer
wurde ermordet. Es gab erfolglose Racheakte und dann schließlich den Duisburger Mordfeldzug.
Wirtschaft und Verbrechen
Reski lässt es nicht dabei bewenden, das Verbrechen für sich allein auf die Bühne des internationalen Geschehens zu holen. Sie macht auf die Verflechtungen aufmerksam, die beim Waschen
schmutziger Gelder entstehen. Und sie erklärt, auch in Deutschland sei von der Mafia Geld in die Wirtschaft investiert worden.
Petra Reski "Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern", Droemer Verlag München 2008, 335 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-426-27466-8
ist freie Autorin, Vorstandsmitglied des Verbands deutscher Schriftsteller im ver.di-Landesverband Berlin sowie stellvertretende Vorsitzende des Kulturwerks Berliner Schriftsteller e. V.