Die talentierte Bühnen-Schauspielerin Christa-Maria Sieland liebt den Schriftsteller Georg Dreymann. Doch ins Bett geht sie auch mit Kulturminister Bruno Hempf. Denn der erpresst sie: Erfolg
gegen Sex. So sehr zweifelt sie an ihrem Talent, dass sie tablettensüchtig wird und am Ende sogar ihren Dichterfreund an die Stasi verrät.
Der systemtreue Theater-Dichter Georg Dreymann schreibt die Stücke, die von ihm erwartet werden. Er liebt die Schauspielerin Christa-Maria Sieland. Und er bedauert, dass viele seiner
Kollegen bespitzelt werden oder wie sein Mentor und Lieblingsregisseur Albert Jerska sogar Berufsverbot erhalten. Doch er hofft auf die Toleranz der Oberen. Bis zum Schluss kann er sich nicht
vorstellen, dass auch er im Visier der Stasi steht. Der Kulturminister will den Rivalen ausschalten lassen. Und der liefert schließlich auch einen Anlass. Als der Regisseur Selbstmord begeht,
verfasst Dreymann einen Artikel über die offiziell geheimgehaltenen Selbstmorde in der DDR und übergibt diesen einem "Spiegel"-Redakteur.
Der überzeugte Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler bekommt den Auftrag, die Schauspielerin und den Dichter zu überwachen. Er ist sicher, dass mit den beiden politisch etwas nicht stimmt. Akribisch
und unbestechlich macht er sich ans Werk. Dreymanns Wohnung wird verwanzt und ab sofort in der Abhörzentrale auf dem Dachboden jedes gesprochene Wort dokumentiert. Doch was Wiesler da zu hören
bekommt, ist ganz anders als erwartet. Was wird er tun?
Der Film spielt Mitte der 80er Jahre in der DDR. In den Schicksalen seiner Helden verschmelzen Bruchstücke aus vielen Biografien, gibt Regisseur Florian Henckel von Donnersmark zu.
Vielleicht kann deshalb die persönliche und politische Entwicklung der Hauptfiguren nicht zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig nachvollzogen werden. Für einen jungen Regisseur und Autor mit
Westsozialisation ist es sicherlich auch nicht gerade einfach, sich in die Beziehungen und Stimmungen im gesellschaftlichen Biotop DDR hineinzuversetzen.
Dem Gesamtwerk und der Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler tut das keinen Abbruch. Eine blendende Martina Gedeck als Bühnenschauspielerin, ein beeindruckender Sebastian Koch als
Schriftsteller und ein überzeugender Ulrich Mühe als Stasi-Hauptmann. Diese wie auch Volkmar Kleinert als mit Berufsverbot bestrafter Regisseur Albert Jerska oder Ulrich Tukur als Oberstleutnant
Anton Grubitz sind ernsthaft, wahrhaftig und sehr sensibel.
"Eines Tages wirst du Position beziehen müssen, sonst bist du kein Mensch", fordert ein Schriftstellerkollege von Dreymann. Und der tut es, seine Freundin, die Schauspielerin auch, ebenso
ihr beider Überwacher, der Stasioffizier mit dem Decknamen HGW XX/7. Und alle drei handeln konträr zum bis dato gestrickten Handlungsmuster. Hochspannend, was da durcheinander kommt.
Kann ein System Macht über Menschen haben? Oder sind es nicht vielmehr die Menschen, die Macht geil macht - und das in jedem System?
"Wer zur Stasi ging, sei oft ein Idealist gewesen, so Florian Henckel von Donnersmark in einem Interview. Der Grundgedanke des Sozialismus, es solle allen Menschen gut gehen, sei ja auch
nicht schlecht. "Manchmal wünscht man sich heute ein bisschen mehr davon." Sein Film versucht zu differenzieren. Es geht hier nicht schlechthin um Kariere noch um Niedertracht.
Nachdenklich stimmt, dass Macht und Ohnmacht so schrecklich nah beieinander stehen. Betroffen sind letztlich beide Seiten, die Überwacher und die Überwachten.
Das Regiedebüt des Florian Henckel von Donnersmark ist gelungen. Und so stand er am Premierenabend im Berliner Filmtheater "Collosseum" strahlend im Rampenlicht. Er hat Filmen über die DDR
wie "Sonnenallee", "Goodbye Lenin", "NVA" oder "Der rote Kakadu" einen Baustein hinzugefügt. Das Puzzle kommt ein Stück voran. Vollendet ist es lange nicht. Zu viele bislang noch unbeleuchtete
Facetten hatte der Alltag in der DDR.
Dagmar Günther
Der Film läuft ab 23. März 2006 in den Kinos.