Kultur

Literaturtipp: Auch Erde, Bäume und Ameisen können Klimaschutz

Susanne Dohrn hat sich in ihrem Buch „Der Boden“ dem Umwelt- und Klimaschutz auf pragmatische Weise genähert. Darin gibt die Journalistin auch Naturschutz-Tipps, die die eigenen Nerven schonen, meint Kritikerin Barbara Behrends.
von Barbara Behrends · 17. Oktober 2019

Eine Handvoll Erde enthält Milliarden von Mikroorganismen – das sind mehr Kleinstlebewesen, als es Menschen auf unserem Planeten gibt. Wir haben die Welt in der Hand – im wahrsten Sinne des Wortes. Und es ist höchste Zeit, dass wir aufpassen, damit uns die Welt, im Kleinen wie im Großen, nicht unwiederbringlich durch die Finger rinnt. Einen wesentlichen Beitrag dazu, wie wir das Inferno noch verhindern können, liefert das neue Buch der Journalistin Susanne Dohrn. Nachdem sie sich in ihrem Erstling “Das Ende der Natur“ mit den bedrohten Lebensräumen vor unser aller Haustüren beschäftigt hat, wendet sie sich nun der nicht weniger bedrohten Ressource Boden zu.

Susanne Dohrn hat den Boden dafür bestens vorbereitet. Vom Regenwurm und der Ameise gibt es viel Wissenswertes zu erfahren und auch darüber, was Bäume, Nematoden und die Kohlenstoffspeicherung alles beisteuern, um den Boden, auf dem wir gehen und von dem wir leben, funktionstüchtig zu erhalten.

Nach einer kleinen Vorstellung in der Ich-Form, die dem Leser den jeweiligen Gegenstand des Interesses lebensnah erläutert, gibt es jeweils ein ganzes Kapitel, das in bester journalistischer Manier – verständlich, unterhaltend und zum Mitlernen jedem nahebringt, was Sache ist. Wir erfahren, dass Bäume die besten Klimaschützer sind, der Regenwurm bekommt eine längst fällige Ehrenrettung, und die Ameise wird zur Weltmacht befördert. Ganz wichtig auch: Der CO2-Gehalt des Bodens muss wieder gesteigert wird. Das wäre ein wichtiger Beitrag, damit wir der drohenden Klimakatastrophe wirklich Herr werden könnten.

Gesunder Boden mit Hornspänen statt Dünger

Wir lernen, dass nicht jeder angebliche Schädling im Garten bekämpft werden muss. Der Rasen hält einen kurzzeitigen Befall mit Pilzen aus und die Schnecken im Salat richten nicht soviel Unheil an wie die Mittel, die man zu ihrer und anderer Vermeidung von Schädlingen einsetzen müsste. Gleiches gilt für die Düngung. Hornspäne tun es auch, und der Boden bleibt gesund. Manchmal hilft einfach aussitzen, am besten im Liegestuhl – das tut den eigenen Nerven genauso gut wie der Natur. Die Autorin hat‘s mit Erfolg probiert.

Es ist das faszinierende Zusammenspiel von pflanzlichen und tierischen Komponenten unter der Erde, dem wir mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Wenn wir erst verstehen, was wir tun und was wir lieber unterlassen sollten, können wir auch einiges besser machen.

Beeindruckend ist die Zahl der Wissenschaftler und anderer kundiger Menschen, die Susanne Dohrn in ihrem Buch zu Wort kommen lässt und die sie alle persönlich aufgesucht hat. Ihre Thesen sind bestens belegt und man erhält Zugang zu einem sehr guten Querschnitt der zurzeit aktuellen Koryphäen auf dem Gebiet der Bodenforschung im weitesten Sinn.

Tipps für den eigenen Garten und den nächsten Einkauf

Jedem Kapitel ist eine passende Illustration von Walther Weiss vorangestellt, die analog zum Bild „Das große Rasenstück“ von Dürer auf dem Titel, gestaltet ist. Die Vignetten hätten durchaus ein wenig prominenter herausgestellt werden dürfen, sie machen einen wesentlichen Teil des Buches aus. Eine Ameise, die den Leser wissend anblickt, macht Lust auf ein Kapitel Wissen.

Es ist kurz vor Schluss. Wenn wir jetzt nicht handeln in Sachen Klimawandel und in Sachen Natur schlechthin, dann könnte es sein, dass wir die Erde, so wie wir sie kennen, nicht mehr lange haben. Wir ziehen uns den Boden, auf dem wir stehen und von dem wir leben, selbst unter den Füßen weg. Höchste Zeit zum Umdenken! Am Ende eines jeden Kapitels gibt es Tipps für jeden, wie er und sie im eigenen Kleingarten, beim Einkauf von Lebensmitteln und anderem sein Scherflein dazu beitragen kann, dass unser Boden und damit auch das Klima in der Welt ein bisschen besser werden.

 

Susanne Dohrn: Der Boden

Erschienen im Christoph Links Verlag, 253 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-96289-0544

Autor*in
Barbara Behrends

Barbara Behrends war bis 2015 Chefredakteurin der „Demo“.

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