Kultur

Liebe ElitenbeschimpferInnen!

von ohne Autor · 21. Juni 2007
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Wer zählt überhaupt zur Elite? Diese Frage musste schon erst geklärt werden, ehe es zum Beschimpfen kommen konnte. "Zur Elite gehört, wer Prominenz besitzt. Und prominent ist, wer im Fernsehen ist", hatte Johano Strasser die Antwort gleich parat. Und schon konnte es losgehen: "Bei 'Christiansen' oder 'Beckmann' zelebrieren die Eliten ihre Auserwähltheit." Doch dabei, so Strasser, zeigten sie nur, wie dumm und eitel sie sind.

Die Querdenker

Politiker z.B. müssten sich jede Menge dumme Fragen anhören. Und letztlich gehöre ein Mindestmaß an spießiger Vereinsmeierei zur Politik. Nichts, das einem Publikum, welches sich zu einer "Elitenbeschimpfung" einfindet, attraktiv erscheine, vermutete Johano Strasser. Schließlich seien das Verhalten und die hohlen Phrasen auf den Fernsehbildschirmen für die Querdenker auf der andern Seite der Mattscheibe nur allzu leicht zu durchschauen.

Mit der Frage, wer denn eigentlich zu einer "Elitenbeschimpfung" komme, drehte er den Spieß schließlich um. Wähnten die Anwesenden sich nicht auch einer Elite zugehörig? Schließlich hatten sie sich versammelt, um jene zu beschimpfen, die nicht dabei waren - die aber die Schuld an der Misere haben. Plötzlich waren wir, die anwesenden "ElitenbeschimpferInnen", die Beschimpften.

Wir waren es nicht

Es sei einfach, seine Hände in Unschuld zu waschen, wetterte der Schriftsteller. "Wir sind es nicht gewesen" - damit mache man sich die Sache sehr leicht, wo man es doch selbst gar nicht versucht habe, so Johano Strasser. "Unter dem Druck der Fakten", sah er sich plötzlich gezwungen, "die Eliten zu loben." Denn im Zuge der Beschimpfung hatte sich herausgestellt, dass es "ohne sie nicht geht. Und mit ihnen auch nicht."

Mit ausgefeilten Formulierungen machte Johano Strasser uns selbst ernannte Querdenker und ElitebeschimfperInnen klar, dass es keine Kunst ist, die Mächtigen anzuklagen, wenn man selbst jederzeit "nicht zuständig" sein kann. Es ist nicht schlecht sich das, zumindest hin und wieder, bewusst zu machen! Allerdings war die Idee der Publikumsbeschimpfung nicht neu. Und Strassers Ausführungen blieben bisweilen plakativ. Was natürlich - das muss nach diesem Abend festgestellt werden - einfach zu behaupten ist, wenn man selbst nicht der Moderator war.

Birgit Güll

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