Kultur

Lebensbejahung verbindet

von Bernhard Spring · 17. März 2010
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vorwärts.de: Mit "Klassenfahrt" knüpft ihr an den Erfolg von eurem letzten Album "Frei!" an (Beide landeten auf Platz 2 der deutschen Charts). Werden die Wise Guys immer besser, je älter sie werden?

Daniel Dickopf: Ich nehme das sehr stark so wahr, ja. Wir haben mit Nils Olfert (der 2009 als Tenor zur Band hinzustieß) noch mal einen großen Schritt nach vorn gemacht, denn er ist nicht nur ein sehr, sehr starker Solist, sondern fügt sich auch fantastisch in die Chöre ein. Nils hat überragende solistische Fähigkeiten und ist in unserer Stilistik, in Rock und Pop, total zu Hause. Außerdem sind wir alle fünf permanent an Verbesserungen in allen Bereichen der "Wise Guys" interessiert. Und schließlich: Eddi Hünekes und mein Songwriting wird immer besser. Vor zehn Jahren waren wir - aus heutiger Sicht - wirklich noch Anfänger. Wenn es nach mir ginge, würden wir die CDs vor "Klartext" gar nicht mehr verkaufen.

Drückt der Titel des aktuellen Albums eine Rückbesinnung auf die eigene Jugend aus?


Nein, der Titel bezieht sich in erster Linie auf die gute Atmosphäre, die wir im Jahr 2009 hatten und auch jetzt haben. Wir sind sehr oft ausgelassen, fröhlich, albern und genießen den Spaß, den wir zusammen haben. Das war vor 2009 leider oft anders. Außerdem sollen unsere Konzerte für die Zuschauer wie eine "Klassenfahrt" in kurz sein. Abschalten und Spaß haben.

Welches Stück der "Klassenfahrt" liegt dir besonders am Herzen?

"Lisa". Der Song aus Sicht eines Scheidungskindes ist mir sehr, sehr wichtig. Lisa gibt es "in echt", sie hatte mir damals eine Mail geschrieben und ich habe ihre Gedanken ausformuliert und vertont. Musikalisch gefallen mir "Im Flugzeug" und "Lass die Sonne scheinen" sowie "Am Ende des Tages" sehr. "Hamlet" halte ich insgesamt für die beste Nummer.

Bei welcher Hommage an einen deutschsprachigen Musiker würdest du gern mitwirken? Und mit welchem Beitrag?

Es gibt und gab einige großartige deutschsprachige Musiker. Ich würde sicher auch für einige von ihnen Songs schreiben, wenn man mich darauf anspräche. Ich habe aber kein klares Vorbild oder so.

Was spricht für einen gemeinsamen Auftritt von den Prinzen und den Wise Guys?


Die Prinzen hatten und haben immer wieder witzige Songs und wirken auf mich - ohne dass ich sie kenne - von außen sehr nett und sympathisch. Ob man deswegen gleich zusammen auftreten muss, ist eine andere Frage.

Sind die Wise Guys eine politische Band?

Nein. Wir haben schon Botschaften, aber da geht es eher um gesellschaftliche Dinge. Wir vermitteln eine positive Einstellung zum Leben und zu den Menschen, mit denen man zu tun hat.

Wie entsteht eigentlich ein Wise Guys-Lied - kommt zuerst die Melodie oder der Text?

Beides kommt vor. Wahrscheinlich fange ich einen Tick häufiger mit dem Text an.

Seit 2005 tretet ihr regelmäßig auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag auf. Welche Verbindung gibt es zwischen eurer Musik und dem Christentum?


Es gibt eine hohe Affinität zwischen den Besuchern von Kirchentagen und unserer Musik. Die Leute gehen bei unseren Konzerten unglaublich ab, und wir lieben es, in diesem Rahmen aufzutreten. In Bremen waren 65.000, in Köln 70.000 Menschen dabei. Unbeschreiblich! Ich glaube, das angesprochene Lebensbejahende verbindet.

Was planen die Wise Guys nach der Klassenfahrt-Tour?

Wir werden schon während der Tour Pausen einlegen, um mit den Arbeiten für das kommende Projekt zu beginnen. Das wird nämlich eine ganz besondere Geschichte …

(Daniel will nicht mehr verraten - wir dürfen also gespannt sein!)
Vielen Dank für das Gespräch.

Autor*in
Bernhard Spring

erhielt 2008 den Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt, 2011 erschien sein erster Roman, „Folgen einer Landpartie“.

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