Kultur

Kunst in der Pandemie: Warum die Kultur Publikum braucht

„Kann das wirklich weg?“, fragt ein neues Buch mit Blick auf die Entwicklung der Kultur in der Pandemie. Es sind Beiträge aus einer Szene in der Krise, doch bei der Vorstellung macht sich auch Hoffnung breit – auf die Rückkehr des Publikums.
von Paul List · 31. August 2021
Bühne der Buchvorstellung von links nach rechts: Sebastian Krumbiegel, Ulrich Khuon, Onejiru Arfmann, Regula Venske und Carsten Brosda
Bühne der Buchvorstellung von links nach rechts: Sebastian Krumbiegel, Ulrich Khuon, Onejiru Arfmann, Regula Venske und Carsten Brosda

„Wir sollen nicht nur auf das Schlechte sehen. Es gab auch viel Kreativität, die während dieser Zeit im Lockdown geweckt wurde“, sagt Regula Venske. Sie ist Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Vorsitzende des PEN-Zentrums in Deutschland, der Vereinigung der Schriftsteller*innen. Auch Intendant Ulrich Khuon, sah die Möglichkeit, über zoom per Video zu kommunizieren, als eine Bereicherung. So konnte er sich mit vielen Kolleginnen und Kollegen einfacher und öfter austauschen, erzählt er, da der Weg weggefallen sei.

Für Onejru Arfmann, Musikerin und Aktivistin, waren die digitalen Formate hingegen kein Ersatz: „Mir ging es nicht gut. Ich konnte diesen Kacheln nichts Positives abgewinnen.“ Persönliche Begegnungen seien durch nichts zu ersetzen.

Schlaglichter auf Kultur in der Pandemie

Es sind Aspekte, Sichtweisen auf die Entwicklung der Kulturszene in den vergangenen eineinhalb Jahren in der Pandemie, die bei der Vorstellung des Buchs „Kann das wirklich weg? 57 Interventionen für die Kultur“ durchschimmern. Auf dem Podium, das das Kulturforum der SPD veranstaltet hatte, diskutierten neben Arfmann, Khuon und Venske Sänger Sebastian Krumbiegel und Carsten Brosda. Neben dem Vorsitzenden des Kulturforums der Sozialdemokratie gehören Marion Ackermann, Jörg Bong und Gesine Schwan zu den Herausgeber*innen des Sammelbands.

Die 57 Künstler*innen, die an dem Buch mitgewirkt haben, geben in dem Buch ihre eigenen Antworten auf die Frage: „Kann das wirklich weg?“. Mit „das“, wird die Kultur gemeint die während der Corona Pandemie wenig erlebt werden konnte.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Musiker Sebastian Krumbiegel – selbst Sozialdemokrat. Auch er brauche die Menschen, sagt er mit Blick auf die Pandemie, in der Veranstaltungen mit Publikum, vor Ort, lange gar nicht stattfinden konnten: „Für die Schöpfung der Kunst braucht man kein Publikum, aber um die Gefühle zu erfahren, die die Kunst freisetzen, braucht man ein Publikum“. Er vermisse es vor Menschen gemeinsam mit seiner Band aufzutreten dies könne auch kein Onlinekonzert ersetzen. Der gebürtige Leipziger ist Mitglied der Band „Die Prinzen“.

Auch Autor*innen brauchen Publikum

Dem stimmt selbst Autorin Venske zu. Auch wenn man es nicht direkt denke, würden die meisten Schriftsteller*innen Lesungen vor Publikum brauchen. Das sei von Bedeutung, um direktes Feedback zu bekommen – und ein wichtiges Standbein. Darauf könnten die meisten in der Branche nicht über einen langen Zeitraum verzichten, so Venske.

Auf die Frage, die sich im Titel des Buches wiederfindet, „Kann das alles Weg“, sind sich die Gäste deswegen auch einig: „Nein kann es nicht“. „Die Kultur ist die Diskussion um das Ganze“, betont Carsten Brosda schließlich. Sie rege die Gesellschaft an, sich mit Themen, die die Menschen bewegen, auseinander zu setzen. Und das sei essentiell.

„Kann das wirklich weg? - 57 Interventionen für die Kultur.“ Verlag Christoph Link, Herausgegeben von Marion Ackermann, Jörg Bong, Carsten Brosda und Gesine Schwan.

Autor*in
Paul List

Paul List ist Praktikant beim „vorwärts“.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare