Kultur

Kultur in Corona-Zeiten: Wie Bund und Länder helfen

In Zeiten der Coronakrise liegt fast das gesamte kulturelle Leben auf Eis. Den Kreativen steht das Wasser bis zum Hals. Die Länder reagierten, wie Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda betont, schnell und unbürokratisch. Nun schreitet auch die Bundesregierung zur Tat.
von Laura Strübbe · 24. März 2020

„Das Fundament unserer Gesellschaft bilden Kunst und Kultur“ – ein Ausspruch der SPD-Bundestagsfraktion. Auch an ihnen zieht die prekäre Lage vieler Kultur- und Medienschaffenden aufgrund fehlender Einnahmen nicht spurlos vorbei – Veranstaltungen werden abgesagt, Künstler*Innen können nicht mehr auftreten, Tickets werden storniert, Konzerte nicht wiederholt oder verschoben. Nina Scheer, Abgeordnete seit 2013 und früher als Geigerin in Orchestern und Ensembles zu hören, ruft Veranstaltende auf, sogenannte Soli-Tickets zu verkaufen. Jene würde man für nicht stattfindende Konzerte, Theater- oder Kinovorführungen erwerben, um so einen unterstützenden Beitrag zu leisten.

290 Kilometer vom Bundestag entfernt wird diese Forderung schon praktischen umgesetzt. Dort hat der Verein MenschHamburg seinen Sitz, von dem aus das am 12. Mai stattfindende „Nicht-Festival“ organisiert wird. Unter dem Motto „Keiner kommt, alle machen mit“ können symbolisch Tickets gekauft werden, um für private Hamburger Theater- und Musikbühnen, für Filmwirtschaft, für Clubs und freie Künstler*Innen zu spenden.

Bund und Länder helfen gemeinsam

Jenes Projekt hebt Hamburgs Senator Carsten Brosda lobend hervor, doch bleibt auch seine Behörde für Kultur und Medien nicht untätig: „Wir können unbürokratisch helfen, indem Theater schon jetzt auf Förderungen zugreifen können, die später gekommen wären.“  Für ihn steht fest: Wenn Behörden Kultureinrichtungen schließen, dann hätten auch jene dafür zu sorgen, dass die Häuser nicht in den Ruin getrieben werden. Die Instrumente des Bundes müssten möglichst passgenau mit den Förderungen der Länder ergänzt werden, meint Brosda: „Einen ersten Schritt haben wir in der Kombination des Nothilfefonds für kleine Unternehmen von Olaf Scholz mit unseren Hamburger Soforthilfen getan.“ Ein Solo-Selbstständiger könne von der Stadt Hamburg 2500 Euro sofort bekommen und vom Bund noch einmal bis zu 9000 Euro zur Deckung von Mieten und vergleichbaren Kosten.

„Für Solo-Selbständige und kleine Unternehmen in Höhe von insgesamt bis zu 50 Milliarden Euro wird die Bundesregierung finanzielle Soforthilfe in Form von Zuschüssen leisten“, erklärt die Bundesregierung. Für Brosda ist es ein gutes Signal, dass bei den Schutzschirmen von Ländern und Bund Kultur und Kreativwirtschaft von Anfang an ebenso ein integraler Bestandteil sind wie in den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen von Kurzarbeit und Grundsicherung. Auch die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt die vom Vizekanzler Olaf Scholz aufgelegte Corona-Soforthilfe. Mit der finanziellen Soforthilfe würden die dramatischen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auch auf die im Kulturbereich tätigen Soloselbständigen und Freischaffenden abgemildert.

Corona-Krise wird anhalten

Mit den Folgen des Corona-Virus würde man noch lange zu kämpfen haben, dem ist sich Brosda bewusst. Deshalb sei es umso wichtiger, dass auch die Instrumente, die die ganze Wirtschaft und alle Arbeitnehmer*innen im Blick hätten, als Lösung zu Rate gezogen würden. Denn gerade für die vielen freischaffenden Künstler*innen, die jetzt in einer existenzbedrohenden Situation seien, könne auch die Grundsicherung für Selbstständige neben den Förderinstrumenten eine gute Option sein, wie Brosda schildert.

So sieht es auch die Bundesregierung, denn soweit es um die persönliche Existenzsicherung jedes einzelnen Betroffenen geht, will sie für Solo-Selbständige den Zugang zur sozialen Grundsicherung zusätzlich erleichtern. Damit die immensen ökonomischen Folgen für betroffenen Kulturakteure so gut es geht abfedert werden, müssten, so Brosda, diese Instrumente in den kommenden Wochen immer wieder nachgesteuert werden.

Doch einfrieren lässt sich die Kulturbranche nicht, am Sonntag spielten 7 Musiker*Innen wegen Konzertabsage live von zu Hause. Unter dem Hashtack #wirbleibenzuhausefestival wurde jenes Event fließig auf Twitter kommentiert. Brosda wiederum blickt mit Freude auf Kulturschaffende, die mit Kreativität auf die neue Lage reagieren und Ideen entwickeln, um Kunst und Kultur digital zugänglich zu machen. „Wir spüren aktuell, was uns fehlt, daran sollten wir uns lange erinnern, statt das alles für zu selbstverständlich zu halten“, so der Hamburger Kultursenator und Vorsitzender des Kulturforums für Sozialdemokratie.

Autor*in
Laura Strübbe

studiert Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist Praktikantin beim vorwärts.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare