Kultur

Kritik mit Gottes Stimme

von ohne Autor · 19. März 2010
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Die musikalische Bandbreite reicht dabei von Elektro dominierten, tanzbaren Songs wie "her damit" oder "sicher ist sicher", über gitarrenlastige, melancholische Lieder ("groß und leer") bis zum Musikantenstadl verdächtigen Schuhplattler mit Jodeleinlagen ("mein Block"). Bei allen Lieder spielt Rainer von Vielen dabei den Facettenreichtum seiner extravaganten Stimme gekonnt aus und verleiht ihnen so stets etwas Besonderes. Unerreicht ist seine sonore Stimme, die an den Gesang tibetischer Mönche erinnert. In "meine Engel" klingt sie wie die Stimme von Gottvater selbst.

Wichtigstes Instrument ist auch bei "Milch und Honig" wieder der Laptop. Hier mischt Rainer von Vielen seine Melodien und produziert seine elektronischen Beats. Allerdings lebt das Album von der Mannigfaltigkeit der eingesetzten Instrumente - viele abwechselnd vom Sänger selbst gespielt. Eine Tuba kommt ebenso zum Einsatz wie eine Ziehharmonika.

Mischung aus Jan Delay und Herbert Grönemeyer

Erinnert "Milch & Honig" musikalisch an Jan Delay und Peter Fox, ist es bei den Texten Herbert Grönemeyer. Wie gewohnt sind Rainers Zeilen gespickt von Gesellschaftskritik, teilweise bis hin zu beißender Ironie. So widmet sich der Song "sicher ist sicher" dem grassierenden Überwachungswahn und dem Sicherheitshype der Bevölkerung: "Mit Kameras das Klo bewachen; wer weiß, was da die Leute machen."

Im Lied "Klub Krise" steht die Verantwortung für die Wirtschaftskrise im Mittelpunkt: "Wir haben's schon immer gewusst, mussten uns vor der Wahrheit verstecken, unsere Augen mit dem Glauben an Profit bedecken, sahen das Unglück schon von Weitem nahen, wollten, dass alles bleibt wie immer und haben nichts getan." Besser kann es kein Wirtschaftswissenschaftler ausdrücken.

Die 13 Lieder von "Milch & Honig" sind, mit nur wenigen Ausnahmen, allesamt echte Hinhörer. Gerade die Mischung zwischen Tanzmusik und nachdenklich-melancholischen Songs macht die Platte zu einem Schmankerl für Musikfans. Dass sich Rainer von Vielen nicht auf eine Musikrichtung festlegen lässt, ist dabei sogar eher ein Vorteil. Schließlich kann es sogar gefährlich sein, einem bestimmten Stil zugerechnet zu werden - wie Rainer von Vielen in "kein Zurück" selber weiß.

Rainer von Vielen: Milch & Honig, Motor Music 2010

Wer einen klanglichen Eindruck von "Milch & Honig" haben möchte, kann auf der Internetseite von "Rainer von Vielen" reinhören: www.rainervonvielen.de

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