Die SPD und die Kunst sind seit jeher eng verbunden. An manchen Tagen ist das ganz offensichtlich, etwa wenn die Sozialdemokratie zum Filmabend anlässlich der Berlinale einlädt. An diesem Donnerstag war es wieder so weit: Ein politischer Film, kritische Diskussionen und freier Eintritt für alle.
Es wird viel über Tradition gesprochen, an diesem Donnerstagabend im Berliner Willy-Brandt-Haus. Über jene der deutschen Sozialdemokratie, die in diesem Jahr ihr 150. Jubiläum feiert. Und über eine etwas jüngere Tradition, die gerade zehn Jahre alt ist: der SPD-Filmempfang. Das passe, meint SPD-Chef Sigmar Gabriel, denn die Sozialdemokratie sei von Beginn an eine Kulturbewegung. Stets sei es darum gegangen, weg vom Obrigkeitsstaat hin zu einem selbstbestimmten Zusammenleben zu kommen. Die männlich dominierte Gesellschaft sollte einer gleichberechtigten weichen, die autoritäre einer offenen.
Ein klares Ja zum Urheberrecht
Es sei dieser Kampf für mehr Freiheit und Chancengleichheit, der die SPD bis heute so eng mit der Kunst verbinde. Sigmar Gabriel erklärt, dass die Kulturschaffenden gerade deshalb viel von der SPD erwarten. Ganz offensichtlich hat er nicht vor sich wegzuducken. In der Urheberrechts-Debatte müsse die Sozialdemokratie an der Seite der Künstlerinnen und Künstler stehen. Gabriel stellt klar, dass es nicht darum gehe das Internet an sich oder die Nutzer der neuen Technologie zu verdammen. Er will den großen an den Kragen: Es könne nicht sein, dass Firmen ungestraft auf Websites werben, die am geistigen Eigentum anderer verdiene, sie aber nicht dafür bezahle.
Applaus wird laut im voll besetzten Atrium des Willy-Brandt-Hauses, wo mehr Menschen auf die diessjährige Filmpreview warten als Stühle da sind. So stehen viele Besucher als „Zaytoun“ läuft. Ein Film über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, „eine charmante Kriegserklärung an unsere Vorurteile“, wie Sigmar Gabriel sagt.
Ein Film über den Nahost-Konflikt
„Zaytoun“ erzählt die Geschichte von Yoni (Stephen Dorff), einem israelischen Kampfpiloten, und Fahed (Abdallah El Akal), einem palästinensischen Jungen im Libanon. Der Film spielt 1982, zu Beginn des Libanonkrieges. Die beiden stehen auf verfeindeten Seiten und sind plötzlich aufeinander angewiesen. Aus dem gegenseitigen Misstrauen wird Freundschaft. Das klingt kitschig, doch dem israelischen Regisseur Eran Riklis gelingt es, dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ein menschliches Gesicht zu geben ohne ihn zu entpolitisieren.
Der Film blendet das politische Geschehen nicht aus. Er zeigt die Möglichkeit einer Freundschaft, ohne vorzugeben dass es eine einfach Lösung in dem Konflikt gebe. Die Geschichte könnte wahr sein, sagt Regisseur Marcus Vetter („The Heart of Jenin“) in einer Diskussion nach dem Film. „Und diese Hoffnung braucht dieser Konflikt“, sagt er.
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.