Cyberwar – das ist die moderne Bezeichnung für den Krieg der Neuzeit, den Krieg im Netz. Wer das Internet des Gegners lahmlegt, legt die Netze des täglichen Funktionierens lahm: Strom, Straßen, Schienenverkehr, Lufttransport. Nichts geht mehr. Das ist der Krieg der Zukunft. Sind wir ihm schutzlos ausgeliefert? Misha Glenny hat Antworten.

Im Cyberspace hat sich eine neue kriminelle Unterwelt gebildet. Sie tauscht sich im Netz über Tricks und Techniken aus, verkauft Zubehör für das Auslesen von Kreditkarten und verschiebt rund um den Globus gestohlene Daten. Misha Glenny hat zwei Jahre in dieser Welt der Cyber-Kriminalität geforscht. Sie hat mit Hackern, Betrügern, Opfern, Cyberpolizisten und Sicherheitsexperten auf der ganzen Welt geredet. Das Ergebnis ist ihr Buch „CyberCrime“ und es ist erschreckend.

Wer hat die Daten – und wozu?

Computer bestimmen über einen immer größeren Teil unseres Lebens. Nahezu jeder Bürger ist bereit, seine Daten „Clouds“, also „Datenwolken“, irgendwo im Weltall anzuvertrauen und so ist die Kontrolle darüber nahezu unmöglich. Wer weiß heute eigentlich, wo welche Informationen über ihn gespeichert sind – und zu welchem Zweck? Kann ein nationales Schutzprogramm in Form eines „Datenschutz-Beauftragten“ überhaupt noch Wirksamkeit entfalten? Oder irgendwelche Behörden? Von Polizei und Verfassungsschutz ganz zu schweigen?

Jedes Wort, das wir in unser Handy sprechen, wird aufgezeichnet. Wo ich mich wann aufhalte, wird sofort registriert. Wer hat Zugang zu diesen Daten? Und wie gehen die, die es haben, nämlich Programmierer, Provider, Internetfirmen, Facebook, Twitter und Co. damit um? Machen wir uns darüber eigentlich Gedanken? 

Phishing – an Passwörter kommen

Der Autor schildert, was heute alles möglich ist. Zum Beispiel Phishing. Phishing ist bis heute eine der zuverlässigsten Säulen der Internetkriminalität. Es gibt zwei einfache Varianten. Die Erste: Das Opfer öffnet eine Spam-E-Mail. Der Anhang enthält einen Virus, mit dessen Hilfe ein Computer an irgendeinem Ort der Welt alle Tätigkeiten auf dem infizierten Computer überwachen kann, darunter die Eingabe der Bank-Passwörter.

Der andere Trick besteht in der Gestaltung einer E-Mail, die aussieht, als käme sie von einer Bank oder einer anderen Institution; darin wird der Nutzer aufgefordert, seine Login-Daten und Passwörter zu bestätigen. Fällt der Empfänger darauf herein, kann der Absender der Mail seine Daten nutzen, um sich Zugang zu einigen oder allen Internet-Konten des Opfers zu verschaffen.  Die Erkenntnis bei diesem und bei all den anderen Cyber-Attacken ist verheerend: Die Polizei ist nahezu machtlos.

Einfache Nutzer im Netz

So schreibt der Autor: „ Verbrechen, Überwachung, Privatsphäre, Datensammlung durch private und staatliche Institutionen, Meinungsfreiheit, ungehinderter Zugang zu Websites („Netzneutralität“), soziale Netzwerke, nationale Sicherheitsinteressen – all das gerät im Cyberspace ständig miteinander in Konflikt.  Das größte Problem für die Sicherheitsbehörden ist die Anonymität.

Derzeit ist es für jemanden, der über die notwendigen und jederzeit erlernbaren Kenntnisse verfügt möglich, den physischen Standort eines Computers zu verschleiern: Es gibt moderne Methoden der Verschlüsselung der eigenen Daten. Deshalb bereitet das Wesen des Internets – insbesondere seine weltweite Vernetzung – allen Ordnungskräften Kopfzerbrechen: Niemand ist jemals zu 100 Prozent sicher, mit wem er oder sie im Web kommuniziert.

Google beschäftigt inzwischen die besten Cyber-Crime-Jäger. Sie alle waren in ihrem ersten Leben Spione, verdeckte Ermittler oder Cyber-Spezialisten. Den Regierungen fehlen diese klugen Köpfe nun. Aber diese Personen erzählen, wie sie die Cyber Kriminalität bekämpfen. So zeigt dieses Buch beide Seiten. Und der Leser erkennt, dass er den Cyber Banditen eben doch nicht hilflos ausgeliefert ist. Das gibt all jenen Hoffnung die sich als einfache Nutzer im Netz bewegen.

Misha Glenny: „CyberCrime. Kriminalität und Krieg im digitalen Zeitalter“, DVA München 2012, 352 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-421-04466-2

 

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