Ob zur Erinnerung an Auschwitz, zu Problemen der Genforschung oder zur Wende 1989: Jürgen Habermas hat mit seinen sozialphilosophischen Wortmeldungen die politische Diskussion in der
Bundesrepublik geprägt. Sein wissenschaftliches Werk nahm Einfluss auf die politischen Theorie und die Rechtstheorie, die Sprachwissenschaft, die Pädagogik und die Psychologie. Habermas
philosophische und politische Denkweise stammt aus der Frankfurter Schule. Von 1961 bis 1964 arbeitete er in der Nachfolge Horkheimers als Ordinarius in Frankfurt am Main. Anders als Horkheimer ist
Habermas überzeugt, dass in der bürgerlichen Gesellschaft die Möglichkeit zu ihrer Kritik angelegt ist. Politische Entscheidungen akzeptiert diese Habermas zufolge nur, wenn sie in einem Konsens
begründet werden. Von 1971 bis 1980 war Habermas neben C.F. v. Weizsäcker Direktor am Max-Plank-Institut, das er von 1980 bis 1982 dann allein leitete. Ab 1982 arbeitete er wieder als Ordinarius in
Frankfurt.
Für sein literarisches und publizistisches Gesamtwerk hat Jürgen Habermas in Wien den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2005 erhalten. Neben Habermas wurde der Historiker Oliver
Rathkolb mit dem Preis geehrt. Seine Analyse der Kernthemen österreichischer Politik und Zeitgeschichte der letzten 60 Jahre in seinem Buch "Die paradoxe Republik" überzeugte die Jury um Hannes
Swoboda, den Europaabgeordneten und Vorsitzenden der Bildungsorganisation der SPÖ.
Habermas und Rathkolb stehen damit in einer Reihe mit Marion Gräfin Dönhoff, Brigitte Hamann, Amos Oz, George Tabori, Ian Kershaw und vielen anderen Preisträgern der Vorjahre.
Den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch vergeben die Bildungsorganisation der SPÖ und das Dr.- Karl-Renner-Institut seit 1993 im Gedenken an den ehemaligen sozialdemokratischen
Staatschef Österreichs. Der Preis fördert politische Literatur, die den Werten und Zielvorstellungen Kreiskys entspricht und von den Schwerpunkten seiner politischen Arbeit geprägt ist. Neben den
Grundwerten Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Solidarität stehen dabei Toleranz, internationale Zusammenarbeit, Kampf gegen autoritäre und rechtsextremistische Tendenzen und für die
Freiheit der Kunst. In den 26 Jahren seiner Mitgliedschaft in der Bundesregierung Österreichs und den 13 Jahren seiner Amtszeit als Bundeskanzler der Alpenrepublik, so schreibt die "Wiener Zeitung"
sei durch Kreisky das Land offener und moderner geworden. Mit Willy Brandt, der für dieselben Grundwerte steht, verband Kreisky eine langjährige Freundschaft. Beide sozialdemokratischen Politiker
hatten sich 1940 im schwedischen Exil kennen gelernt.
Einzelpersonen, Organisationen oder Verlage können bis 6. Oktober 2006 Vorschläge für den mit 7000 Euro dotierten Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2006 einreichen. Neben dem
Hauptpreis können Sonderpreise und Anerkennungspreise vergeben werden. Die Bücher müssen in deutscher Sprache erscheinen und im Buchhandel lieferbar sein.
Karin Müller.
Renner-Institut,
z. Hd. Martin Janata
Khleslplatz 12, 1120 Wien
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janata@renner-institut.at
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