"Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist nicht die Sahne auf der Torte - kein Luxusthema, das man in Angriff nehmen kann, wenn die 'wichtigen Themen' geklärt sind. Eine Gesellschaft, die
Frauen - offen oder latent - als minderwertig betrachtet, ist eine von der Wurzel her kranke", betont Thea Dorn. Und im liberalen Deutschland ist die Gleichstellung der Geschlechter keineswegs
erreicht.
Reale Unterschiede
Wir haben zwar eine Bundeskanzlerin, aber Einkommensunterschiede sind ebenso real wie die weibliche Unterrepräsentierung in Spitzenpositionen. Die neokonservativen Stimmen, die die Frau zu
ihrer angeblich natürlichen Rolle als Heimchen am Herd rufen sind nicht verstummt. Im Gegenteil, sie waren zuletzt sogar ziemlich laut.
"Historisch gesehen ist es gerade mal eine Minute her, dass Frauen keine Kinder kriegen wollen, sondern dasselbe tun wie die Männer: Arbeiten und Spaß haben. Und schon flippen alle aus. ...
Und das Lustigste an der ganze Hysterie ist: Keiner macht einem Mann den Vorwurf 'Hey, warum bist du eigentlich noch nicht Vater?'', betont die Moderatorin und Autorin Charlotte Roche - selbst
Mutter einer Tochter - im Buch.
Was mir und allen Frauen zusteht
"Ich will nur haben, was mir und allen Frauen zusteht. Und das sind fünfzig Prozent. Fünfzig Prozent von allem. Und ich sehe nicht ein, warum das nicht möglich sein soll", so Star-Köchin und
Gastronomin Sarah Wiener. Sie und zehn andere Frauen zeigen, wie es geht. Wobei jede ihren eigenen Weg gefunden hat - abseits von gesellschaftlichen Rollenklischees.
In Sachen Emanzipation müsse das Rad nicht neu erfunden werden, betont Dorn, es müsse lediglich entrostet und wieder in Schwung gebracht werden. Schließlich haben die Interviewten Alice
Schwarzer und Simone de Beauvoir im Rücken - auch wenn sie nicht zu hundert Prozent mit ihnen übereinstimmen. Ihr Feindbild ist nicht der Mann, sondern vielmehr der dumme Mann - ebenso wie die
dumme Frau.
Starke Frauenpersönlichkeiten
Das Buch ist nicht zuletzt ein Appell an mehr Solidarität unter Frauen: "Solange die Mädels ihre Kräfte publikumswirksam im 'Zickenkrieg' verschleißen, besteht keine Gefahr, dass sie
tatsächlich die Macht übernehmen", so Dorn. Es ist also an der Zeit sich zu solidarisieren - und Energien zu bündeln.
"Was die Welt immer braucht und immer brauchen wird, sind starke Persönlichkeiten, Individuen, die einen unverwechselbaren Charakter ausgebildet haben. Und erst in zweiter Linie Männer oder
Frauen sind", unterstreicht Thea Dorn. Das lesenswerte Buch stellt starke Frauenpersönlichkeiten vor. Dorn hat sie zur F-Klasse gekürt: Denn während sich die "Generation Golf" an einem Wagen der
unteren Mittelklasse orientiere, sollten die Frauen nach den Sternen greifen. In diesem Sinne...
Birgit Güll
Thea Dorn: "Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird" 2007, Piper Verlag, 343 Seiten, 9 Euro, ISBN 978-349-225-0856
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