Kultur

Karl Bröger- Arbeiterdichter, Journalist, Politiker

von Christine Grube · 29. Januar 2010
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Der Literat Karl Bröger war zu Beginn des 20. Jahrhunderts über Nürnberg hinaus auch im Ausland bekannt und anerkannt. Viele seiner Werke wurden in andere Sprachen übersetzt, waren in Schulbüchern zu finden und wurden in hohen Auflagen gedruckt. Sein Wirken während und nach der Weimarer Zeit ist allerdings zunehmend in Vergessenheit geraten. Die Karl-Bröger-Gesellschaft und die Friedrich-Ebert-Stiftung haben deshalb 2008 in Nürnberg ein Symposium zum Autor veranstaltet.

Die jetzt erschienene Dokumentation dazu ordnet das schriftstellerische und gesellschaftliche Lebenswerk des Autors in den geschichtlichen, kulturellen und politischen Kontext des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus ein. Vier Wissenschaftler rücken in ihren Beiträgen unterschiedliche Gesichtspunkte in den Vordergrund. Sie entwerfen ein differenziertes Bild des Dichters und ordnen dessen Werk ein: Dr. Gerhard Müller, der 1986 eine detaillierte Monografie zu Leben und Werk Brögers verfasst hat, bündelt seine Forschungen mit einem biografischem Schwerpunkt. Prof. Peter Lösche, Politologe aus Göttingen, stellt Haltungen, Gesinnungen und Ausdrucksweisen der Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Weimarer Republik dar. Dr. Alexander Schmidt, Historiker aus Nürnberg, ordnet Bröger in das Kulturleben der zwanziger Jahre ein. Prof. Hermann Glaser, Nürnbergs langjähriger Schul- und Kulturreferent, setzt sich mit dem Verhältnis von Arbeiterdichtung zum Nationalsozialismus auseinander.

"Verdienste für die soziale Demokratie von bleibendem Wert"

Alle Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Karl Bröger, auch wenn er kein Widerstandskämpfer gewesen sei, keinesfalls als Nationalsozialist bezeichnet werden dürfe. Die starke Betonung des Nationalen in einigen seiner Gedichte sei der Grund dafür, dass seine Texte eine hohe Anziehungskraft auf die nationalsozialistische Bewegung ausübten.

Karl Bröger, der sich um 1910 der Sozialdemokratie anschloss, wurde 1933 zum Stadtrat in Nürnberg gewählt und noch im selben Jahr von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nur wenige Monate später wurde er entlassen und unter Polizeiaufsicht gestellt.

"Unsere Tagung zeigte deutlich, dass Karl Brögers Verdienste für die soziale Demokratie von bleibendem Wert sind: Er gab den einfachen Leuten, den Arbeitern vor allem, eine kraftvolle und pathetische Stimme", heißt es in einem Grußwort der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Siegfried Kett/ Manfred Scholz/ Harald Zintl (Hg.): Karl Bröger. Arbeiterdichter, Journalist und Politiker, Nürnberg 2008.

Das Buch ist zum Preis von 10,00 Euro erhältlich über die Karl-Bröger-Gesellschaft Nürnberg e.V., Karl-Bröger-Straße 9, 90459 Nürnberg. Tel.: 0911/44 83 83 oder über die SPD-Nürnberg, Karl-Bröger-Straße 9, 90459 Nürnberg. Die Dokumentation kann unter folgendem Link auch über die Friedrich-Ebert-Stiftung heruntergeladen werden: http://library.fes.de/pdf-files/bueros/regensburg/06486.pdf

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