Kultur

Joko und Klaas: Warum Olaf Scholz auf Pro7 zum Impfen aufruft

Es war ein ungewöhnlicher Auftritt: Auf dem Privatsender Pro7 hat der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz an die Zuschauer*innen appelliert, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Zwei Moderatoren hatten die Sendezeit zur Verfügung gestellt.
von Kai Doering · 2. Dezember 2021
Olaf Scholz: „Mir ist es wichtig, dass jede und jeder, der es kann, sich impfen lässt. Nur das hilft.“
Olaf Scholz: „Mir ist es wichtig, dass jede und jeder, der es kann, sich impfen lässt. Nur das hilft.“

Eine dunkle Bühne, ein Stuhl, dezente Streicher-Musik im Hintergrund: Es war ein ungewöhnlicher Rahmen, in dem Olaf Scholz sich am Mittwochabend an das Publikum des Fernseh-Privatsenders Pro 7 wandte. Die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf hatten vom Sender eine Viertelstunde Sendezeit zur freien Verfügung erhalten – und gaben sie weiter, um über die Gefahren des Corona-Virus aufzuklären und zum Impfen aufzurufen.

Scholz: „Es gibt keine roten Linien.“

„Mir ist es wichtig, dass jede und jeder, der es kann, sich impfen lässt. Nur das hilft“, kam der designierte Bundeskanzler Scholz ohne Umschweife zum Thema. Noch immer seien in Deutschland zu wenige Menschen geimpft. „Das ist der Grund, warum die Krankenhäuser wieder volllaufen“, machte Scholz klar. „Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich selbst, Kinder und seine Mitmenschen, die sich nicht impfen lassen können.“

Er selbst und die künftige Bundesregierung würden „tun, was notwendig ist“, versprach Scholz. „Es gibt keine roten Linien.“ Sein Ziel sei, „dass wir bis Weihnachten bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen“, bekräftigte Scholz. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen sei seine dringlichste Aufgabe. „Helft mit, diese Aufgabe zu bewältigen und vermeidbares Leid zu verhindern“, appellierte er an das Fernsehpublikum: „Lasst euch impfen, schützt euer Leben und das der anderen!“

„Sich nicht impfen zu lassen ist ein russisches Roulette-Spiel.“

Vor Scholz hatten mit der 23-jähjrigen Luisa und Daniel Zickler zwei von Corona direkt Betroffene zu den Zuschauer*innen gesprochen. Luisa war im Alter von 21 Jahren so schwer an Covid-19 erkrankt, dass sie fast gestorben wäre. Nur eine Lungenmaschine rettete ihr das Leben. „Ich bin so unfassbar dankbar für die Chance, ein zweites Leben zu führen“, sagte sie. Auch eineinhalb Jahre nach ihrer Infektion und mehr als einem Monat auf der Intensivstation werde sie immer noch behandelt. „Das Stehen fällt mir schwer“, berichtete sie.

Erschütterndes hatte auch Daniel Zickler zu berichten, Oberarzt auf der Covid-Intensivstation der Berliner Charité. „Wenn jemand die Intensivstation verlässt, sind diese Menschen gezeichnet für ihr Leben“, berichtete Zickler. „Sich nicht impfen zu lassen ist ein russisches Roulette-Spiel“, warnte er. Mehr als die Hälfte aller Intensivpatienten dort würden inzwischen wegen Corona behandelt. „Wir kommen an den Rand der Kapazität“, sagte Zickler.

Trotzdem seien er und sein Team „bereit, noch mal an die Grenzen zu gehen, aber wir schaffen es nicht allein“. Deshalb appellierte Zickler an die Zuschauer*innen, Kontakte zu reduzieren und sich impfen zu lassen. „Die Impfung ist sicher und kann schwere Verläufe verhindern.“

Viele Zustimmung in den sozialen Medien

In den sozialen Medien gab es sehr viel positive Resonanz auf das Format und Lob für die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, dem Kampf gegen Corona eine Bühne geboten zu haben. „Danke für die Widmung der 15 Minuten an Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Danke für die warmen und starken Worte an Olaf Scholz“, schrieb SPD-Chefin Saskia Esken auf Twitter. „Und an die beiden Leid Tragenden und täglich Leid Erlebenden, die für so viele gesprochen haben.“ Generalsekretär Lars Klingbeil appellierte: „Bitte schaut das, verbreitet das. Und lasst euch impfen.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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