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John Rabe wurde 68 Jahre alt, 30 davon verbrachte er in China als Angestellter der Firma Siemens, und zwar exakt zwischen 1908 und 1938. Er trat der NSDAP bei, um Lehrer für seine neu gegründete deutsche Schule in Nanking zu bekommen. Anders wäre dies damals nicht möglich gewesen.

Ein guter Nazi?

Reicht dies für eine Entschuldigung, eine Rechtfertigung? Erwin Wickert sagt "Ja". Er rügt die Deutschen, weil sie an Rabes Andenken nicht interessiert sind. Man denke an Oskar Schindler und an all die wenig bekannten Deutschen, die Verfolgte des Regimes illegal während der Nazizeit versteckten.

John Rabe erlebte den Nationalsozialismus tausende Kilometer entfernt. In seinen Tagebuchaufzeichnungen liest sich eine romantisch verklärte Ansicht über den Nationalsozialismus: "Wir sind Soldaten der Arbeit, Wir sind eine Regierung der Arbeiter, Wir sind Freunde der Arbeiter, Wir lassen den Arbeiter, den Armen, in seiner Not nicht im Stich."

Der passionierte Tagebuchschreiber wird nach seiner Rückkehr in das so genannte Deutsche Reich 1938 keine Eintragungen mehr vornehmen. Erst mit dem Ende des Naziregimes beginnen seine Aufzeichnungen wieder. Vielleicht ist dies als Stellungnahme zu werten.

Retter von Nanking

Das Tagebuch Rabes liest sich wie ein einziger Schrecken. Nachdem die Japaner China und überfallen hatten und 1937 in Nanking, die damaligen Hauptstadt Chinas, einmarschiert waren, nahmen sie wahllos Massenerschießungen vor, plünderten, vergewaltigten und versuchten, die Stadt niederzubrennen. Über Monate loderten die Flammen in den angezündeten Stadtbezirken. Schon vor der Einnahme Nankings beschützte John Rabe in seinem selbstgebauten Luftschutzbunker Zivilisten, die es sich nicht leisten konnten zu fliehen. In seinem Garten hatte er eine riesige Hakenkreuzfahne gespannt, unter der die Menschen Zuflucht suchten. Mit weiteren mutigen Ausländern organisierte er eine Sicherheitszone, in der schließlich über 200 000 Chinesen Schutz fanden. Unzähligen rettete er so das Leben. Die Tagebuchaufzeichnungen John Rabes stehen vor allem für Menschlichkeit. Auf das Risiko hin, selbst verletzt oder getötet zu werden, nutzen Rabe und seine Helfer ihre Privilegien als Ausländer, um unbekannte Menschen zu retten.

Ab dem 2. April 2009 kommt, mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle, der Spielfilm " John Rabe" in die Kinos. Die von Erwin Wickert herausgegebenen Tagebücher, sowie der Film werden John Rabe noch einmal lebendig und ihm seine berechtigte Anerkennung zu teil werden lassen.

Wickert, Erwin (Hg.): John Rabe: Der gute Deutsche von Nanking, Pantheon Verlag 2008, 457 S., 12,95 Euro, ISBN: 978-3-570-55067-0

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