Jahresrückblick in Karikaturen: Wie Klaus Stuttmann 2021 gesehen hat
Zum Glück gab es die Bundestagswahl. Ansonsten wäre die Arbeit der Karikaturisten in diesem Conoa-Jahr vermutlich eher eintönig gewesen. „Man gierte nach anderen Themen,“ verriet Klaus Stuttmann kürzlich dem Berliner „Tagesspiegel“. Und so ist die Pandemie in seinem politischen Jahresrückblick zwar omnipräsent, doch auch die Bundestagswahl zieht sich durch die 200 Karikaturen, die Stuttmann ausgewählt hat.
Olaf Scholz: Am Ende doch ein Superman
Da ist die „Plagiatsaffäre“ der Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, die mit den Wahlkampfpatzern von CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet zusammengebracht wird. Da ist das Feixen Laschets in den Flutgebieten in Nordrhein-Westfalen („Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“) und da ist die Aufholjagd der SPD, dargestellt durch Olaf Scholz, der schließlich doch noch ins Superman-Kostüm gewachsen ist.
Doch auch andere, zeitlich eher begrenzte, Themen aus dem vergangenen Jahr finden in Stuttmanns Buch ihren Platz: Das Ende von Donald Trump als US-Präsident, die Masken-Affäre von CDU und CSU und natürlich die Fußball-Europameisterschaft. Und auch Angela Merkel kommt im Jahresrückblick sehr häufig vor, sei es als Mahnerin in der Pandemie oder als Wahlkampf-Coach für Armin Laschet. In Stuttmanns letzter Karikatur des Buches reitet sie – angelent an Lucky Luke – in den Uckermärkischen Sonnenuntergang. „Ich werde sie auf jeden Fall vermissen“, hatte Stuttmann schon im vorwärts-Interview 2018 gesagt. Als Karikaturist gewöhne man sich an Figuren, die lange in Politik sind. „Da ist es klar, dass man ihnen eine Zeit lang nachtrauert.“
Das Ampel-Personal sitzt noch nicht richtig
Der Regierungswechsel ist deshalb für Klaus Stuttmann auch eine Herausforderung. Viele Politiker*innen, die in den kommenden Monaten und Jahren eine Rolle spielen werden, sitzen einfach noch nicht so gut. „Mit Annalena Baerbock und Robert Habeck tue ich mich noch sehr schwer“, gestand der Zeichner kürzlich dem „Tagessspiegel“. Bundeskanzler Olaf Scholz sei dagegen „als Figur eingeführt, den kennt jeder, und er wird sofort erkannt“.
Auf dem Titel seines Jahresrückblicks hat Klaus Stuttmann alle drei zusammen gezeichnet – plus FDP-Chef Christian Lindner – allerdings von hinten. Gemeinsam richten sie eine Ampel auf. Die Szene ist angelehnt an das berühmte, zur Ikone gewordene Schwarz-Weiß-Foto von der Pazifikinsel Iwo Jima. US-Soldaten richten darauf eine amerikanische Flagge auf. „Genau das Richtige für die Verbildlichung unserer heutigen Schaufenster-Politik“ wie es im Begleittext heißt. Als Leser*in darf man also gespannt sein, wie Klaus Stuttmann die „Ampel“ durch ihr erstes Jahr begleiten wird.
Klaus Stuttmann: Jetzt geht's looos! Politische Karikaturen 2021, Schaltzeit Verlag 2021, 22 Euro, ISBN: 978-3-946972-56-3
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.