Der Name Sascha Anderson kommt in dem Buch nicht vor. Und doch wird klar, dass Cornelia Schleime ihre eigene Vergangenheit zur Roman-Grundlage gemacht hat. Unschwer ist in der Protagonistin
Clara Cornelia Schleime zu erkennen: die bespitzelte Künstlerin aus der DDR.
Erlebter Betrug
Im Internet lernt Clara Ludwig kennen. Auch er kommt aus dem Osten und wagte im Westen einen Neubeginn. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich. - Erzählt wie im billigsten Kitschroman. Das
Glück scheint perfekt, doch schnell entdeckt Clara Ungereimtheiten in Ludwigs Vergangenheit. Was hat er zu verbergen? Bevor sie nachfragen kann, zieht Ludwig sich zurück. Er bricht den Kontakt
ab, und lässt sie mit ihren Zweifeln allein. Der erlebte Betrug, der Claras Biografie prägte, scheint sich zu wiederholen.
Es interessiere sie, "wie die Vergangenheit in die Zukunft greift" betonte Cornelia Schleime, anlässlich einer Buchvorstellung in Berlin. Diesem Thema widmet sich die Künstlerin in "Weit
fort". Allerdings ist die Umsetzung alles andere als gelungen. Die Hinweise auf Ludwigs Vergangenheit bei der Staatssicherheit sind zu plump, die kitschige Liebesgeschichte wirkt eher abstoßend.
Der Text ist mit Metaphern überfrachtet. Und am Ende bleibt nicht mehr als der Gedanke, dass dieser rührselige Roman auf einer realen Begebenheit basiert.
Cornelia Schleime: "Weit fort", Hoffmann und Campe, 2008, 111 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-455-40105-9
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.