Kultur

Im eigenen, fremden Land

von Die Redaktion · 19. Januar 2006

Warum hassen Menschen einander?

Gab es schon immer Konflikte zwischen den Kulturen und Religionen?

Was ist mit uns seit dem Anschlag auf das World Trade Center passiert?

Gibt es seitdem Hass auf die Muslime?

Ist eine Religion besser als die andere?

Jelloun setzt sich mit dem alltäglichen Rassismus auseinander, der sich von der Unkenntnis des realen Lebens der Kulturen nährt. Er beschreibt, wie unterschiedlich die Religion des Islam in verschiedenen Regionen praktiziert wird. Er erklärt die Zusammenhänge zwischen Entwicklungen in der westlichen Welt und in arabischen Ländern. Westliche Überheblichkeit, wie er sie zum Beispiel in der Haltung des französischen Schriftstellers Michel Houellebeque wahrnimmt, der den Islam als "dümmste Religion" bezeichnete, kritisiert er. Aber auch Korruption und Rückständigkeit in arabischen Staaten nimmt er aufs Korn. Nicht jedoch ohne zugleich auf die islamische Tradition der Toleranz aufmerksam zu machen und darauf, dass die meisten Muslime in Frieden mit anderen Menschen leben wollen.

Das Buch bietet eine Fülle von Faktenwissen zur islamischen Welt und zu Veränderungen in der amerikanischen Demokratie nach dem 11. September 2001. Es zeigt, wie notwendig der kritische Dialogs für den Erhalt und die Entwicklung (oder bei Gefährdung) der Demokratie ist. Es kann helfen, sich in politischen Prozessen der Gegenwart zurechtzufinden.

Die Lektüre ist noch inhaltsreicher, sicher auch fordernder als die des ebenfalls als Dialog zwischen Vater und Tochter gestalteten Buches "Papa, was ist ein Fremder", das der Autor im Jahr 2002 veröffentlichte.

Dorle Gelbhaar

Tahar Ben Jelloun "Papa, woher kommt der Hass? Gespräch mit meiner Tochter", Mit Illustrationen von Charley Case und einem Vorwort von Heiner Geißler, Aus dem Französischen von Christiane Kayser

Rowohlt Berlin Verlag GmbH, Berlin 2005, 119 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 3-87134-535-0

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