Kultur

„Ich bin dann wirklich mal da“

von Die Redaktion · 11. Oktober 2007
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"Der größte Luxus ist heute, unerreichbar zu sein", sagt Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel. Sie plädiert in ihrem Buch "Das Glück der Unerreichbarkeit" dafür, Handy und E-Mail regelmäßig abzuschalten.

Ist es wirklich sinnvoll, politische Entscheidungen über Schaltkonferenzen abzuwickeln? Wie verändern die neuen Kommunikationsformen den Arbeitsprozess und das private Leben? Woher kommt der Druck, immer erreichbar sein zu müssen? Diese und andere Fragen waren Themen eines Gesprächs zwischen Buchautorin Miriam Meckel und Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier am vorwärts-Stand auf der Frankfurter Buchmesse.



Immer mehr wichtige politische Entscheidungen würden auf Schaltkonferenzen beschlossen, stellte Wettig-Danielmeier fest. Es sei sehr bedauerlich, wenn Diskussionen über Themen wie beispielsweise Hartz IV am Telefon stattfänden, fügte sie hinzu: "Man muss doch mal innehalten."

Aber gerade die "Räume zum nachdenken, die Zeit überlegen, sich auf die wichtigen Fragen zu konzentrieren werden immer kleiner", so Meckel. Dadurch geraten wir immer mehr unter Druck. Und dieses Phänomen sei nicht auf die Arbeitswelt beschränkt. "Immer seltener führen wir persönliche Gespräche, die Zahl der Telefongespräche sinkt zugunsten von SMS und Mail", so Meckel.Und unsere Erreichbarkeit zu jeder Zeit wird einfach erwartet. Der Druck sei so groß, dass regelmäßig gelogen werde, erklärte Meckel weiter

Nirgends werde so viel gelogen wie in E-Mails und per SMS, ergaben Untersuchungen. Entschuldigungen wie "Der Akku war leer", "Oder ich hatte kein Netz", "Bin gerade im Flieger" sollen erklären, dass man nicht erreichbar ist. Niemand traut sich mehr zu sagen: "Ich brauche Ruhe, ich will arbeiten - oder einfach nur Privatleben haben."

Die heutige Informationsflut, so eine These der Professorin, fordere von uns Menschen die Fähigkeit des Multitaskings, die wir gar nicht hätten. "Auch wir Frauen nicht", betonte sie. Als Lösung schlägt die Buchautorin vor, klare Regeln aufzustellen. In einigen Unternehmen hat man erkannt, dass das ewige Kommunizieren nicht produktiv ist. Dass es sinnvoll ist, Geräte ein- und auszuschalten.

Inge Wettig-Danielmeier und Miriam Meckel tun es regelmäßig. Sie leisten sich den Luxus, einfach mal auszuschalten.

Maxi Hönigschmidt/Vera Rosigkeit

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