Kultur

„Hidden Figures“: Frauen, die Raketen bewegen

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat in ihrem Open-Air-Kino am Checkpoint Charlie in Berlin den Film „Hidden Figures“ gezeigt. Er passt aus mehreren Gründen perfekt zum diesjährigen Thema „Frauen in Bewegung“.
von Angelina Sortino · 7. August 2018
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„Hidden Figures“ beginnt nicht mit einer Rakete, sondern mit einem Auto. Dieses ist liegengeblieben und drei Frauen stehen davor. Dass diese eher beunruhigt als erleichtert sind als ihnen ein Polizeiwagen entgegenkommt, macht den Zuschauern schnell auf die Thematik des Films aufmerksam: Rassismus und das weibliche Rollenbild. Denn die Frauen im Auto sind schwarz und wir befinden uns in den USA der 60er Jahre. Doch die drei Charaktere entpuppen sich nicht nur als NASA-Mitarbeiterinnen, sondern auch als äußerst wortgewandt. So werden sie am Ende sogar mit Blaulicht von der Polizei zu ihrer Arbeit eskortiert. 

Diskriminierung ist Alltag

Doch nicht alle Probleme lassen sich so einfach lösen wie eine Motorpanne. Die drei Mathematiktalente Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughn (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) arbeiten in einem Büro der NASA dicht an dicht mit anderen schwarzen Frauen. Dort stellen sie von Hand Berechnungen an, die heutzutage Computer übernehmen. Obwohl nach und nach alle drei befördert werden und das Büro verlassen, wird ihnen immer wieder klargemacht, dass ihr Platz eigentlich genau dort sei. Weit weg von allen Weißen, vor allem von weißen Männern.

So muss Katherine Johnson, nachdem sie in die „NASA Task Group“ versetzt wird, dennoch immer wieder eine Meile zu ihrem alten Bürogebäude laufen. Denn dort befindet sich die nächstgelegene Toilette für farbige Frauen. Ihrer Freundin Mary Jackson wird ein Ingenieurstudium verwehrt. Denn eine Vorrausetzung dafür ist, dass sie Kurse an einer Abendschule für Weiße besucht. Von Dorothy Vaughn erwartet ihre rassistische Chefin, dass sie zusätzlich die Arbeit als Abteilungsleiterin für die farbigen Mathematikerinnen übernimmt. Ihre offizielle Beförderung schließt sie allerdings aus.

Eine wahre Heldinnengeschichte

Doch den drei Frauen gelingt es, sich ihre Rechte nach und nach zu erkämpfen. Vor allem mit ihrem brillanten Verstand und ihrem herausragenden Können, aber auch mit Mut und Ehrgeiz: Mary Jackson kann sich vor Gericht durchsetzen und erhält das Recht die Abendschule zu besuchen. Katherine Johnson erarbeitet sich die Wertschätzung ihres Chefs und des Astronauten John Glenn. Dorothy Vaughn rettet nicht nur ihren eigenen, sondern auch den Job aller anderen Frauen ihrer Abteilung, indem sie sich in ihrer Freizeit Wissen über den Umgang mit den neuen IBM-Rechnern aneignet. So finden sie eine neue Aufgabe, als die Rechner wenig später dafür sorgen, dass ihre Jobs überflüssig werden.

„Hidden Figures“ basiert auf einer wahren Geschichte. Katherine Johnson, Dorothy Vaughn und Mary Jackson haben wirklich bei der NASA gearbeitet und waren maßgeblich daran beteiligt, dass John Glenn als erster Amerikaner die Erde aus dem Weltall umrunden konnte. Der Film basiert auf dem Buch der US-amerikanischen Autorin Margot Lee Shetterly.

Karrieren sind elementarer Teil des Alltags

Das Privatleben der drei Frauen ist erfreulicherweise nur am Rand Teil der Handlung. Dies gibt den Figuren mehr Tiefe, stielt jedoch dem eigentlichen Kernthema des Films keine Zeit. Vor allem Frauen bei der Arbeit zu zeigen, setzt ein wichtiges Zeichen. Geht es in Streifen mit weiblichen Protagonistinnen sonst doch allzu oft nur um Liebe, Freundschaft und Familie. Zu unterstreichen, dass auch die Karriere ein elementarer Teil des Lebens vieler Frauen ist, ist ein wichtiger Schritt.

Dieser Film ist auch ein Vorreiter einer neuen, aktuellen Bewegung. Denn „Hidden Figures“ ist ein Film mit weiblichen schwarzen Protagonistinnen – in Hollywood noch immer eine Seltenheit. Doch gerade solche Filme werden gebraucht und gewünscht. Das zeigt der große kommerzielle Erfolg von „Hidden Figures“.

Schritt in die richtige Richtung

Die Wohlfühl-Atmosphäre des Films könnte als Romantisierung und Anpassung an das Mainstreamkino kritisiert werden. Doch sie leistet auch einen wichtigen Beitrag. Der Film ermutigt alle, die von Sexismus und vor allem von Rassismus betroffen sind. Er ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

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Angelina Sortino

studiert Communication, Culture and Management und ist Praktikantin beim „vorwärts“.

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