Kultur

Heimweh gibt es wohl, Heimkehr keine…

von Die Redaktion · 11. Oktober 2007
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Die Gedichte sind hauptsächlich in Frankreich entstanden. In ihnen sinniert Biermann, der seit Jahren in Hamburg lebt, über eine mögliche Heimkehr nach Berlin- Mitte nach. Bekanntermaßen war er aus der 1976 aus der DDR wegen "Staatsfeindlichkeit" ausgebürgert worden.

Seine Gedichte sind "hoffnungsgebrochene Verse" über die Situation in Israel und "Wider- Worte im europäischen Streit über Krieg und Frieden". Vor allem geht es jedoch um Liebespaare in der politischen Landschaft. Biermann wies darauf hin, dass der normale Leser keinen Dichter braucht, der ihnen die Welt erklärt und sie belehrt. Der Mensch solle sich in den Gedichten entweder wieder erkennen oder laut sagen können, dass das Gesagte nichts mit ihm zu tun habe. Wenn ein Gedicht eine solche Auseinandersetzung bei dem Leser auslöst, nutzt der Dichter den Menschen etwas. Dafür sei der Dichter da.

Der Leser interessiert sich Biermanns Meinung nach dafür, wie die ihm bekannte Welt vom Dichter wahrgenommen und verstanden wird. Er habe nun, so Biermann weiter, mit dem Herzen begriffen, was der Kopf schon lange wusste. Doch das Herz hinke ja, weil es so stur ist, oftmals hinterher.

In bestimmten Situationen werde das private Leben des Dichters auch wieder für den normalen Leser interessant.

Dass nämlich Heino Hanisch, der Chef des Feuilletons vom "Neuen Deutschland" sich so sehr freue, dass er die "Biermann- Wohnung" in der Chausseestrasse 131 bewohne, sei doch schon wieder ein kleines Sittenbild der Gesellschaft. Ausgerechnet eine ehemalige "SED-Spitzel- Kanaille des alten Regimes" bewohne nun seine ehemalige Wohnung. Wenn ein Herr Müller oder Meyer diese Wohnung hätte, so Biermann weiter, würde ihn das ja nicht weiter interessieren, aber diese Situation jetzt sei ja schon fast ein kleiner politischer Affront!

Die Gedichte sind nicht bequem, nicht "eben mal schnell lesbar" und genau deshalb so empfehlenswert. Sie stellen eben diese "kleinen Sittenbilder" der Gesellschaft dar und verdienen es, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt.

Maxi Hönigschmid

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