Das ist die These von Ernst Rösners Buch "Hauptschule am Ende. Ein Nachruf." Er belegt sie mit vielen Zahlen, anschaulichen Beispielen und guten Argumenten. Rösner, der Wissenschaftler am
Institut für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund ist, sieht die derzeitige Lage als Ende einer langen Entwicklung, die schon in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
begann. Damals allerdings verstellten steigende Schülerzahlen den Blick dafür.
Von vordergründigen Schuldzuweisungen hält der Autor nichts. Eltern wollen das Beste für ihre Kinder, und dazu gehört ein möglichst hoher Bildungsabschluss. Auch die Vorstellung, "mit etwas
mehr Personal, mit besserer Ausstattung und Ganztagsunterricht, mit stärkerer berufspraktischer Ausrichtung, alternativ mit stärkerer Angleichung an die Bildungsinhalte von Realschulen und
Gymnasien, sei der Hauptschule wirkungsvoll zu helfen" hält er für eine Illusion. Hinzu kommt, so der Autor: "Es gibt keine 'Hauptschulbegabung'." Das sei ein Konstrukt aus dem "wissenschaftlichen
Antiquariat". Ebenso wenig hält er von der Differenzierung von Kindern auf verschiedene Schulformen nach dem vierten Schuljahr.
Die Alternativen werden bereits erprobt: ein zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasium auf der einen und einer weiterführenden Schule (Sekundarstufe II) für alle anderen Schüler mit der
Möglichkeit, ebenfalls Abitur zu machen, auf der anderen Seite. Dieses eher großstädtische Modell werde aber auf das flache Land wegen Schülermangels nicht übertragbar sein. Dort werde es
Gemeinschaftsschulen geben, im Grunde Gesamtschulen in integrativer oder kooperativer Form. Sein Petitum: sich von nutzloser Schulstruktureller Flickschusterei verabschieden und so schnell wie
möglich an den Aufbau eines neuen Systems gehen. Rösner: "Die Chancen waren nie günstiger."
Susanne Dohrn
Ernst Rösner: Hauptschule am Ende
Ein Nachruf
Waxmann Verlag,
http://www.waxmann.com/
2007, 222 Seiten, br., 19,90 EUR, ISBN 978-3-8309-1890-5
Dr. Ernst Rösner, ist wissenschaftlicher Angestellter im Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Universität Dortmund. Die Auseinandersetzung mit den Bildungsgängen des
weiterführenden Schulwesens ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Hierzu hat er eine Vielzahl von Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen verfasst. 2004 hat Ernst Rösner für
Schleswig-Holstein das alternative Schulmodell der Gemeinschaftsschule entwickelt.
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