Hannelore Elsner: Eine schauspielerische Ikone und engagierte Demokratin
Mit Hannelore Elsner haben wir eine der wichtigsten und besten deutschen Schauspielerinnen verloren, wahrlich eine Ikone des deutschen Films. Der Berliner „Tagesspiegel“ hatte sie vor Jahren in der Nachfolge von Marlene Dietrich und Hildegard Knef zur „nationalen Diva“ erklärt. Eine unvergleichliche Ausnahme war ihr Talent zum Charakterschauspiel ganz sicher, damit schenkte sie uns manch unterhaltsame und nachdenkliche Stunde. Und sie füllte, obwohl sie nicht sehr groß war, aber eben eine großartige Frau, jeden Raum, den sie betrat: mit ihren Gesten, ihrer Stimme, ihrer Eleganz, ihrer faszinierenden Erscheinung – dies aber völlig ungekünstelt, immer ganz sie selbst, voller Offenheit, von Hochmut einer Diva keine Spur.
Eine Ausnahmeerscheinung der Filmbranche
Sie verband ihr Selbstbewusstsein als erfolgreiche Frau mit – nennen wir – Frauensolidarität oder Schwesterlichkeit, mit der Fürsorge gegenüber anderen und mit einer Fähigkeit, die es viel zu selten gibt: sich selbst infrage stellen zu können.
Ihr umfangreiches Lebenswerk von einer, die sich selbst nicht geschont hat, ist in diesen Tagen vielfach beschrieben worden. In Erinnerung bleiben wird die Vielfalt und Breite ihrer Rollen von Fernsehvorabendserien bis großen Kinoproduktionen. Zuerst Theaterbühnen, dann viele deutsche Filme in den 60er Jahren. Dann in den 70er bis 90er Jahren das Fernsehen, besonders die 66 Episoden der „Kommissarin“ von 1994-2006 machten sie populär.
Eine Ausnahmeerscheinung der Filmbranche ist ihr außergewöhnliches Alterswerk, ein Durchbruch: Schauspielerinnen müssen nicht immer nur jung und hübsch sein. Nach ihrem 60. Lebensjahr drehte Hannelore Elsner so richtig auf, mit altersloser Attraktivität und Esprit. Sie wurde zum Kinostar mit Triumphen wie „Die Unberührbare“ (2000) oder „Mein letzter Film“ (2002), für beide Filme bekam sie den Deutschen Filmpreis. Zuletzt sei der erfolgreiche „Kirschblüten-Hanami“ (2008) mit Doris Dörrie herausgegriffen, der Nachfolgefilm „Kirschblüten & Dämonen“ (2019) war wohl Hannelore Elsner letztes Werk.
Eine Stimme für die Sozialdemokratie
Wieder ist jemand aus der Kriegskindergeneration von uns gegangen. Natürlich ist es mehr als gut, dass frühe Kriegstraumata und einfache Nachkriegsverhältnisse längst vorbei sind. Doch hat diese schwierige Jugend bei manchen, wie im Leben von Hannelore Elsner, auch Identität und Charakter gestärkt, ein besonderes, erfahrungsgesättigtes Charisma gefördert. Diese Erfahrungen weiterzugeben, um nicht die Fehler der deutschen Geschichte zu wiederholen, das ist als Aufgabe aktueller denn je.
Auch jenseits der Leinwand erhob Hannelore Elsner immer wieder ihre Stimme. Gerade auch für und mit der Sozialdemokratie. Mit gemeinsamen Zielen, dass die Erinnerung an den Holocaust nicht verloren geht, dass der Zusammenhalt und Respekt in unserem Land wieder stärker werden, nicht Hass und Gewalt. Sie war uns immer eine hoch geschätzte Gesprächspartnerin.
Hannelore Elsner wird unvergessen bleiben
Ihre Freiheitsliebe hatte viele Seiten, schien im Alter sogar noch zu wachsen. In ihrem Leben ging es zusammen, beruflich unermüdlich erfolgreich unterwegs zu sein, sich für die Demokratie zu engagieren und – nicht zu vergessen – das Leben in vollen Zügen zu genießen! Mancher, der mit ihr feierte, erinnert sich, sie war meist spätabends unter den Letzten. Oft kein einfaches, aber ein erfülltes Leben.
Erfreuen wir uns weiter an ihren herrlichen, mal komischen, tragischen, spannenden, abgedrehten, exzentrischen, in jedem Fall vielschichtigen Filmrollen, mit ihrer Schauspielkunst wird Hannelore Elsner uns allen unvergessen bleiben!