Diese Frage diskutierten in der Bremer Landesvertretung anlässlich des internationalen Frauentags drei Frauen aus drei Generationen: Die Familienanwältin und Senatorin a.D. Dr. Lore Maria
Peschel-Gutzeit, Helga Vetter, Bundesvorsitzende des Verbandes der Familienfrauen und -männer und Katja Ohly-Nauber, von der Daimler AG, als "Privatperson anwesend", wie sie betont.
"Auf dem Land wird jede dritte, in der Großstadt jede zweite Ehe geschieden", berichtet Maria Peschel- Gutzeit. Immer mehr Ehen blieben kinderlos und im Schnitt dauere eine Ehe sieben Jahre.
Ist die Scheidung vollzogen, so gilt nach neuem Recht, das Gesetz der Eigenverantwortung. Jeder der beiden Ex-Ehepartner müsse nun selbstständig für den Lebensunterhalt aufkommen. Dies eröffne den
geschiedenen Ehemännern einen leichteren Weg in eine weitere Ehe, da sie nicht mehr von vornherein für die Unterhaltszahlungen ihrer Ex-Frauen aufkommen müssen. Ausnahmen bilden jedoch z.B. der
Unterhalt wegen Betreuung von Kindern für mindestens drei Jahre nach der Geburt oder wegen Erwerbslosigkeit. An erster Stelle steht aber auf jeden Fall der Grundsatz der Eigenverantwortung.
Leichter für die Jüngere - Schwieriger für die Ältere
Problematisch sei dies für geschiedene "Hausfrauen alten Musters", so Lore Peschel-Gutzeit. Diese hätten zu befürchten, dass ihnen der Unterhalt verwehrt bliebe. Sie müssen eine angemessene
Erwerbstätigkeit ausüben und werden nicht mehr in jedem Fall und voll versorgt. Der Einstieg ins Berufsleben sei für eine 50-jährige Familienfrau allerdings schwerer, als für junge, gut
qualifizierte Frauen. Das Ansehen von nicht verheirateten alleinerziehenden Müttern hingegen werde gestärkt. Sie hätten nun keinen Nachteil mehr gegenüber ihren geschiedenen Altersgenossinnen, die
durch den Unterhalt des Mannes abgesichert waren. Finanziell geholfen ist den Alleinerziehenden damit natürlich noch lange nicht.
Familienarbeit ist auch Arbeit
Helga Vetter ist nicht geschieden. Ganz im Gegenteil. Sie ist der Prototyp einer glücklichen Familienfrau, die ihre Erfüllung im Hausfrauendasein findet. "Mein Mann ist erwerbstätig", erzählt
die Bundesvorsitzende des Verbandes der Familienfrauen, "ich habe die Familienarbeit übernommen." Ihr Mann sei Hauptschullehrer. "Es war mir nie langweilig", unterstrich Helga Vetter. "Wir hatten
viele Rituale." Ehrenamtlich konnte sie sich erst richtig engagieren, als die Kinder aus dem Haus waren. "Da war ich dann auch mal zwei Stunden weg. Ich habe mir Freiräume geschaffen", berichtete
die Mutter.
Kinder, Küche, Karriere
Der Freiraum, mit dem die Hausfrau und Mutter Helga Vetter glücklich ist, wird den wenigsten Frauen reichen. Aber denen, die Küche gegen Karriere eintauschen wollen, wird es nicht leicht
gemacht. Vereinbarkeit und von Familie und Beruf ist nach wie vor ein Problem. "Karriere macht man zwischen 30 und 40, da kriegt man spätestens auch die Kinder", stellt Katja Ohly-Nauber klar. Sie
habe ihre Kinder während des Studiums bekommen. Dies sei die richtige Entscheidung gewesen. Dennoch könne sie die Kinder-Karriere-Problematik momentan bei ihren Freundinnen beobachten. "Die
staatlichen Rahmenbedingungen fehlen einfach", bedauert auch die Senatorin a.D. Lore Peschgel-Gutzeit: "Es existieren weite Landstriche, in denen es keine Kinderbetreuung gibt."
Selbst ist die Frau
Dass Frauen arbeiten gehen, sei nicht neu. Schon vor 100 Jahren taten sie es, wenn das vom Mann heim gebrachte Geld nicht reichte. Frauen standen ihren Mann, wenn dieser aus dem Krieg nicht
nach Hause kam. Die neue erworbene Selbstständigkeit sei verloren gegangen, sobald Männer die Szenerie betraten. blickt Lore Pesche-Guztzeitin die Vergangenheit .
Nun hat das Versorgermodell durch den Mann endgültig ausgedient. Frauen müssen in Zukunft vor und nach der Ehe für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen. Künftig werden Ehen nicht
geschlossen, weil Frau sich ein Leben lang absichern, sondern weil sie mit ihrem Mann den Rest ihres Lebens verbringen will.
Anke Schoen
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