Kultur

Gegen das Vergessen

von Die Redaktion · 10. Januar 2006
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Vater der Stolpersteine gegen das Vergessen ist der Künstler Gunter Demnig. Bereits im Jahr 2000 hatte er die ersten 10 x 10 großen Messingplatten vor den ehemaligen Wohnhäusern von NS-Opfern in Berlin angebracht. Name, Geburtstag und Todesjahr auf den Platten erinnern an deren grausames Schicksal.

Den ersten Stolperstein in Bamberg stiftete im Dezember 2004 die Willy-Aron-Gesellschaft. Der Name Willy Aron erinnert an den jüdischen Sozialdemokraten, der bereits im Mai 1933 nach Dachau deportiert und dort zu Tode geprügelt worden ist.

Unlängst trafen sich Vertreter der Organisationen, die das "Projekt Stolpersteine" unterstützen erneut in Bamberg. Die Jusos, der Bürgerverein Bamberg Mitte und der Verein der Verfolgten des Naziregimes (VVN) einigten sich darauf, beim Verlegen der nächsten Stolpersteine alle NS-Opfergruppen, wie Widerständler, bekennende Christen und Sinti und Roma zu berücksichtigen. Keineswegs wollen sie dabei die Tatsache verschleiern, dass die Mehrheit jüdische Opfer waren.

Mittels intensiver historischer Forschungsarbeit sollen die Kandidaten für die Stolpersteine bewusst ausgewählt werden. Die Lebensläufe der NS-Opfer werden veröffentlicht und in einer Art Stolperstein-Rundgang erfahrbar gemacht. Als Möglichkeit für die Finanzierung der geschichtlichen Aufarbeitung haben die Bamberger die Übernahme von Patenschaften für einzelne Stolpersteine und einen allgemeinen Fonds ins Auge gefasst. Die Patenschaft für einen Stolperstein kostet 125 Euro, einschließlich eines Unkostenausgleichs für den Künstler, sowie städtischer Verwaltungskosten. Einige Bamberger haben sich als besonders erfinderisch erwiesen, das nötige Geld für einen Stolperstein aufzubringen. So spielte der neunjährige Julian Becker z.B. auf einer Brücke Harfe. Hierbei lernte er zwei amerikanische Touristinnen kennen. Deren Vater, der gebürtige Bamberger Adolf Marx, war von den Nationalsozialisten ermordet worden. Julian hat inzwischen auch Geld für einen Stolperstein eingespielt, der an Adolf Marx erinnern soll. Die Bamberger Künstlerin Marion Aumüller bietet für 15 Euro selbstgebastelte Bamberger Häuser als Scherenschnitte zum Verkauf an. Die können als Windlichter verwendet werden.

Am 20 Juli 2006 sollen 15 weitere Stolpersteine verlegt werden, darunter auch Julians Stein für den Vater der beiden amerikanischen Touristinnen. Um einen Stein für Claus Schenk Graf von Stauffenberg wird sich Gunter Demnig persönlich kümmern. Stauffenbergs Attentat auf Hitler jährt sich dann auf den Tag genau zum 62. Mal.

Weitere Informationen auf der Homepage der Willy-Aron-Gesellschaft www.willy-aron-gesellschaft.de.

Karin Müller

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