"Es geht hier um die Gefahr eines Eingriffs in die DNA, in das Erbgut, des Senders", warnte Schirrmacher. Ministerpräsidenten sollten überhaupt nicht in Verwaltungsräten von
öffentlich-rechtlichen Sendern sitzen und über die Verträge genau der Journalisten entscheiden, die anschließend kritisch über sie berichten sollen. Es gehe um "die Demarkationslinie zwischen
Journalismus und politischer Macht". Brender habe gezeigt, was kritischer Journalismus bedeute.
Im Februar hatte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrats ist, den Chefredakteur des Senders kritisiert und
dessen Ablösung gefordert. Dieser trage die Verantwortung für sinkende Zuschauerzahlen an Informations- und Nachrichtensendungen im ZDF, argumentierte er. Der rheinland-pfälzischen
Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats ist, bezeichnete die Kritik seines Stellvertreters hingegen als "konstruiert" und "vorgeschoben".
Demontage läuft weiter
Dennoch läuft hinter den Kulissen die Demontage Brenders offenbar weiter. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung will der CDU-dominierte Verwaltungsrat Brender auf einer
Sitzung Ende November keine weitere Amtszeit gewähren. Für diese würde ZDF-Intendant Markus Schächter Brender gerne vorschlagen, doch letztendlich wird laut Rundfunkstaatsvertrag der
Verwaltungsrat entscheiden.
"Nikolaus Brender steht für Qualität und Unabhängigkeit und setzt sie auch gegen Widerstände durch", begründete die Jury die Vergabe des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises. "Er hält Distanz
und macht sich nicht gemein." Genau dieses vorbildliche journalistische Verhalten könnte ihn nun den Kopf kosten.
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