Kultur

Frauen an der Macht

von Die Redaktion · 25. Oktober 2005

Fernsehmoderatorin Maybritt Illner hat 21 mächtige Frauen befragt: von Ursula Engelen-Kefer, seit 1990 stellvertretende DGB-Vorsitzende, über Kanzleranwärterin Angela Merkel bis zur Bundesfamilienministerin Renate Schmidt und Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wiezcorek-Zeul. Offen und sehr persönlich geben sie Antwort.

Als negativ besetzt sehen die Älteren den Begriff der Macht. Sie wollen lieber von "Verantwortung und Gestaltungswillen" (Hildegard Hamm-Brücher, u.a. 1976-1982 Staatsministerin im Auswärtigen Amt) oder "Verantwortung und Handlungsfähigkeit" (Annemarie Renger, u.a. 1972-1976 Präsidentin des Deutschen Bundestages) reden.

Die Jüngeren haben mit dem Machtbegriff weniger Probleme, "Denn um Verantwortung durchzusetzen, braucht es Macht" (Claudia Roth, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen) "Man muss Macht wollen und ehrgeizige Ziele haben." (Renate Künast, seit 2001 Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft)

Dass Frauen selbstbewusst mit Macht umgehen und sich etwas zutrauen sollten, darin sind sich wiederum einig: Es gelte eigene Netzwerke zu schaffen, da die Männer ihre Machtstrukturen bislang an den Frauen vorbei organisieren (Krista Sager, Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen).

Die Frauen müssen in deren Seilschaften eindringen und männliche wie weibliche Verbündete suchen. Ständige Präsenz hat oberste Priorität. Dazu gehört dann auch schon mal, mit in die Kneipe zu gehen und ein paar Bier zu stemmen. Oft genug fallen hier die wichtigen Entscheidungen. Es gelte Machtproben zu bestehen und den Blick zu schärfen für Machtmittel und Machtkämpfe.

Macht wird nicht qua Amt automatisch Gestaltungsmacht. Und schließlich müssen auch Frauen lernen auszuhalten, wenn sie an gläserne Decken stoßen und erfahren, dass Macht einsam macht. Auch darin besteht Konsens.

Alle haben sie klare Visionen, verfolgen entschlossen und selbstkritisch ihre Ziele. Aus Kompetenz schöpfen sie Durchsetzungskraft. Sie erzählen von Triumphen und Niederlagen, von Strategie und Taktik.

Unabhängig voneinander kommen sie zu dem Schluss: Es müssen mehr Frauen an die Macht. Dazu werden sie sich gegen Männer durchsetzen müssen. Und doch, so versichern sie, geht die Machtumsetzung nur mit den Männern und nicht prinzipiell gegen sie.

Nur gemeinsam seien sie stark genug, die Probleme der Menschheit zu lösen. Ein wirkliches Machtwort der Frauen!

Dagmar Günther

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