Frankfurter Buchmesse: Auf die Bücher, fertig, los
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„Dies ist, was wir teilen“ – mit anderen teilen, was man hat; aber auch miteinander etwas teilen, etwas gemeinsam haben. Ein einladendes, ein warmes Motto für die Frankfurter Buchmesse 2016, die vom 19. bis 23. Oktober ihre Türen öffnet. Teilen – das ist es, wofür der diesjährige Ehrengast, Flandern und die Niederlande, stehen will. Beide verbindet eine gemeinsame Sprache und Kultur, sowie eine lebendige literarische Szene.
Zur Eröffnung der Buchmesse am 18. Oktober werden gleich zwei Autoren im Namen des Ehrengastes sprechen: der renommierte niederländische Belletristikautor Arnon Grunberg sowie die flämische Dichterin und Poetry Slamerin Charlotte Van den Broeck. Auf der Bühne treffen so in einem Dialog verschiedene Generationen aufeinander, Geschlechter, Genres. Ihre Gemeinsamkeit: Die Liebe zur niederländischen Sprache und zu dem, was diese ausdrücken kann.
Bunt gemischtes Programm am Stand des „vorwärts“
Deutschland ist für niederländischsprachige Literatur das mit Abstand wichtigste Exportland, zur Buchmesse reisen mehr als 70 flämische und niederländische Schriftsteller aller Genres an. Darunter Bestseller-Autor Leon de Winter, der seinen neuen Roman „Geronimo“ am vorwärts-Stand (Halle 3.0, Stand B 153) vorstellen wird. Auch in diesem Jahr bietet dieser ein bunt gemischtes Programm: Katarina Barley diskutiert mit Sineb El Masra über Emanzipation im Islam, Karamba Diaby berichtet von seinem ungewöhnlichen Weg in den Bundestag und Gesine Schwan plant mit Thomas Meyer die Zukunft Europas.
Auch Thorsten Schäfer-Gümbel, Klaus Staeck, Heiko Maas und Ursula Engelen-Kefer werden sich am Stand mit Autorinnen und Autoren austauschen. Die Diskussionsthemen reichen von der Zukunft des Kapitalismus über den Umgang mit Migration in Städten bis hin zum politischen Engagement junger Menschen. Jede Menge Bücher also, jede Menge Menschen und Themen – die nur darauf warten, sich mitzuteilen, mit dem Publikum geteilt zu werden.
Buchpreis: Roman oder Erfahrungsbericht?
Die sechs Finalisten im Rennen um den seit 2005 vom Börsenverein des deutschen Buchhandels vergebenen Deutschen Buchpreis, so verschieden sie auch sein mögen, teilen normalerweise zumindest eins miteinander: Sie sind Romane. In diesem Jahr allerdings sind sich die Kritiker bei drei der Nominierten nicht so sicher, ob es sich dabei überhaupt um Romane handelt. Eva Schmidts „Ein langes Jahr“ (Jung und Jung) ist eher erzählerischer Reigen als Roman – gemeinsame Protagonisten halten das Ganze aber doch zusammen.
Thomas Meller setzt sich in „Die Welt im Rücken“ (Rowohlt Berlin) mit seiner Depression auseinander. Roman oder Erfahrungsbericht? Bodo Kirchhoff wiederum versieht sein schmales Buch „Widerfahrnis“ (Frankfurter Verlagsanstalt) über eine Zufallsbekanntschaft mit anschließender Reise nach Italien mit dem Zusatz „Eine Novelle“. Genrefragen stellen sich bei den anderen drei Nominierten nicht: Philipp Winkler, mit Jahrgang 1986 der jüngste Nominierte, zeichnet in „Hool“ (Aufbau Verlag) das Porträt eines jungen Hannoveraner Hooligans. Reinhard Kaiser-Mühleckers perfektioniert in „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S. Fischer) weiter die Kunst des traditionellen, jedoch vielschichtigen Dorfromans, André Kubiczek schildert in „Skizze eines Sommers“ (Rowohlt Berlin) Jugenderinnerungen aus Potsdamer Parks in den 1980ern. Ob Roman oder nicht: Der Sieger wird am Vorabend der Buchmesse verkündet.
Letztendlich sind Genre-Fragen ja auch egal – es geht ums Lesen, das Eintauchen in Geschichten, in Sprache. Hier bietet die Frankfurter Buchmesse wie jedes Jahr 1001 Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten zu entdecken, zu diskutieren, zu teilen.