Filmtipp „Climate Warriors“: Die Zukunft liegt vor der eigenen Haustür
Als Arnold Schwarzenegger erklärt, warum er sich trotz kritischer Stimmen von republikanischer Seite seit Jahren für den Umwelt- und Klimaschutz einsetzt, würde man ihn am liebsten knuddeln. „Es gibt keine konservative oder liberale Luft“, sagt er auf dem R20 Regions of Climate Action World Summit 2017. „Wir atmen alle die gleiche Luft.“
Schwarzenegger pro, Trump contra
Nun gut, der frühere Gouverneur von Kalifornien bekleidet kein politisches Amt mehr und kann es sich leisten, jenseits der Parteiräson zu argumentieren. Dass der Republikaner auf einer von ihm einberufenen Konferenz, bei der politische, soziale und technische Innovationen vorgestellt wurden, für seine ebenso leidenschaftliche wie pointierte Sichtweise ein großes Publikum findet, zeigt allerdings , das sein Wort Gewicht hat. Das zählt umso mehr, weil sich emphatische und konstruktive Appelle in Sachen Klima – nicht nur, aber gerade aus dem Weißen Haus – derzeit, freundlich gesagt, in Grenzen halten.
Die Szene, in der Schwarzenegger skizziert, warum die Welt nicht gerettet werden muss, sondern aufgrund des technologischen Fortschritts durchaus auch gerettet werden kann, steht für die Tonalität dieses Dokumentarfilms. Nach dem Motto: Düstere Untergangszenarien im Zeichen der Erderwärmung gibt es genug. Kümmern wir uns lieber darum, wie wir die Entwicklung positiv beeinflussen können. Und zwar am besten vor der eigenen Haustür. Regisseur Carl-A. Fechner reiste durch Deutschland, in die USA und bis nach Südasien, um festzuhalten, wie sich Menschen auf ganz verschiedene Weise für eine klimafreundlichere Welt einsetzen.
Gute Beispiele aus den USA und Deutschland
Da wäre die Wissenschaftlerin und Youtuberin Joylette Portlock. Im einst von Kohlenstaub eingehüllten Pittsburgh kämpft sie als Superheldin in humorigen Videoclips gegen den Klimawandel. Der selbsternannte „Klimakrieger“ Xiuhtezcatl Martínez und andere junge US-Amerikaner, zumal an den Hochschulen, kämpfen landesweit gegen die Umweltverschmutzung und Energiekonzerne. Ihre auf das große Ganze zielende Leidenschaft erinnert an die Zeit der Bürgerrechtsbewegung. Ganz praktisch gehen Millionen von Menschen in Bangladesch mit gutem Beispiel voran: Eigenhändig haben sie Solarzellen auf ihren Häusern angebracht, Mikrokredite machen es möglich.
Aber auch der Blick nach Deutschland fördert Beeindruckendes zutage: Der Bürgermeister von Bordesholm bei Kiel arbeitet fest entschlossen darauf hin, dass sich seine knapp 7.700 Einwohner zählende Gemeinde in naher Zukunft ausschließlich von erneuerbarer Energie, die vor Ort erzeugt wird, versorgen kann. Es ist eines von vielen Beispielen dafür, wie auf lokaler Ebene Alternativen zu traditionellen Methoden entwickelt und umgesetzt werden.
Krisenherd Ost-Ukraine
Vielen der Mikro-Projekte wohnt ein Gründergeist inne, der sich vom langwierigen Aufbau einer neuen, überregionalen Energie-Infrastruktur, man denke nur an fehlende Speicherkapazitäten, nicht aufhalten lässt. Gleichwohl macht Fechner deutlich, wie mächtig die alten Strukturen sind. Noch immer geht die konventionelle Energiewirtschaft vielerorts rücksichtslos ihren Interessen nach, auch im Krisenherd Ost-Ukraine, einer weiteren Etappe. Hier wie dort hilft letztendlich nur entschiedenes politisches Handeln.
„Climate Warriors“ versteht sich als ein Manifest für eine bessere Zukunft, die ausschließlich den Einsatz erneuerbarer Energien kennt. Selten verlässt der Film die Perspektive der Klimaschutzakteure, die Fechners Appell untermauern. Musikalisch untermalte Groß- und Nahaufnahmen von Menschen und Schauplätzen setzen auf Emotion und verlassen die dokumentarische Ebene in Richtung Blockbuster.
Sozialdemokratischer Vordenker Hermann Scheer
Und das ist aus Sicht des Regisseurs auch gut so: Seit Jahren widmet sich der 65-Jährige Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen sowohl als Dokumentarfilmer als auch als Aktivist. Im Jahr 2010 produzierte er seinen Kinofilm „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ mit dem sozialdemokratischen Solar-Vordenker Hermann Scheer. Seit 2016 ist der frühere Anti-Atomkraft-Demonstrant Vorstandsmitglied von „Protect the planet – Gesellschaft für ökologischen Aufbruch“.
„Climate Warriors“, der an Fechners voriges Werk „Power to change“ anknüpft, soll uns aufrütteln, damit die Energiewende wieder an Schwung gewinnt. Der trotz seiner unverblümten Position recht unterhaltsame Film könnte viele Menschen dazu bringen, sich zumindest theoretisch mit diesem Problem zu beschäftigen.
Info: „Climate Warriors – Der Kampf um die Zukunft des Planeten“ (Deutschland 2018), Regie: Carl-A. Fechner, Co-Regie: Nicolai Niemann, Kamera: Philipp Baben Der Erde, 86 Minuten
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