Die "Schule von Athen" des Malers Rafael ist weltberühmt. In ihrem Zentrum stehen die Philosophen Platon und Aristoteles, die - umgeben von ihren Vorgängern und Nachfolgern - angeregt
miteinander diskutieren. Das Fresco des Renaissance-Malers verherrlicht das antike Denken als Ursprung der europäischen Kultur, ihrer Philosophie und Wissenschaften.
Keine Frage also, dass die "Schule von Athen" als Kulisse für die Diskussion "Fairer Wettbewerb für deutsche Hochschulen - Neue Formen der Hochschulfinanzierung" im Haus der
Friedrich-Ebert-Stiftung gut gewählt war.
Exportweltmeister im Rückstand
Unter den Augen der antiken Philosophen stellte Uwe Thomas, ehemaliger Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, vier Thesen vor, mit denen seiner Ansicht nach ein fairer Wettbewerb unter
deutschen Hochschulen erreicht werden könnte. "Der Exportweltmeister hat einen Rückstand gegenüber seinen Nachbarn", brachte Thomas die derzeitige Situation auf den Punkt.
Um diesen aufzuholen, müssten die Bildungsausgaben bis 2020 auf sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes angehoben werden. "Bildung funktioniert nur, wenn wir ausreichend in sie
investieren", so Thomas. Auch müsse das deutsche Hochschulsystem so umstrukturiert werden, dass Eliteuniversitäten und Forschungshochschulen entstehen könnten. "Wir brauchen in Deutschland mehr
Hochschulabsolventen", forderte der Staatssekretär a.D.
Diese Sicht teilte in der anschließenden Diskussion auch die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel. "Allerdings gibt es für die Länder bisher keinen Anreiz, neue
Studienplätze zu schaffen." Es sei schließlich günstiger, wenn die eigenen Abiturienten in anderen Bundesländern studierten und hinterher zurückkämen. "An dieser Einstellung muss sich etwas
ändern."
"Währung für Studienplätze"
Eine Idee, wie dieses Problem gelöst werden könnte, bot Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, an. "Wir sollten eine nationale Initiative in Deutschland
schaffen, damit Unternehmen mehr in Bildung investieren." Gelänge dies nicht, sehe die Zukunft düster aus. "Dies ist unsere letzte Chance, wenn wir unseren jetzigen Lebensstandart über das Jahr
2020 hinaus halten wollen", so Oetker.
"Die Investitionen dürfen nicht nur in die Forschung gehen, sondern müssen sich auch auf die Bildung beziehen", bekräftigte Jürgen Zöllner, Berliner Senator für Wissenschaft, Bildung und
Forschung und derzeitiger Präsident der Kultusministerkonferenz, die Meinung Oetkers. Zugleich wies er jedoch auf ein weiteres Problem hin: Die Doppelfunktion der Hochschulen. Ihre Aufgabe besteht
seit den Humboldtschen Bildungsreformen sowohl in der Forschung als auch in der Lehre. Zöllner schlug eine "Währung für Studienplätze" vor. "Sie ist der einzige Weg zu einem gerechten
Bildungsfinanzausgleich zwischen den Ländern."
Hoffnungen auf die Föderalismusreform
Dieser sei dringend notwendig, zeigte sich auch Eva Maria Stange, Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Sachsen, überzeugt. "Unsere Studierendenzahlen haben sich in den letzten Jahre
verdoppelt, während die Zahl der Lehrenden gleich geblieben ist." Sachsen sei das einzige ostdeutsche Bundesland, in das mehr Studenten kämen als gingen. Als Hauptproblem sieht Stange bei einer
nötigen Reform jedoch die föderale Struktur der Bundesrepublik.
"Es müssen sich immer 16 Länder und der Bund einigen", beklagte sich die Ministerin. Hier hoffe sie auf Abhilfe durch die nahende Föderalismusreform II. "Solche eine Chance werden wir so
schnell nicht noch einmal bekommen", meinte auch die ehemalige Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, die die abendliche Diskussion moderierte.
Zum Schluss blieb also die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und die Frage, was wohl Platon und Aristoteles zu den Problemen ihrer Nachfahren gesagt hätten.
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