Kultur

Feine Herren mit Ohrwurmgefahr

von ohne Autor · 5. Februar 2010
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Die Stimme erkennt man sofort. Sie ruft längst verblasste Erinnerungen an die 90er wach und an Lieder wie "Millionär", "Küssen verboten" oder "Alles nur geklaut". Keine Frage, "die Prinzen" gehören zum Kern des deutschen Liedguts. In den letzten Jahren allerdings ist es ruhiger geworden um die A-capella-Band aus Leipzig. Für Furore sorgt dagegen ihr Frontmann Sebastian Krumbiegel. Seit einigen Jahren ist er solo unterwegs.

Seine Stimme ist es, die "Tempelhof" Leben einhaucht. Nach zwei Soloplatten ("Krumbiegel - Kamma mache nix" 1998 und "Geradeaus abgebogen" 2004) bekommt Krumbiegel diesmal Unterstützung von den "feinen Herren". Die Band, bestehend aus Gitarrist Max Fetzer, Bassist Stephan Schulz und Schlagzeuger Thomas Fietz, hat sich eigens für das Album zusammengefunden. Bei vier Liedern wurde sie von Pop-Organist Helmut Zerlett unterstützt.

Analoge Technik, einzigartiger Sound

In nur drei Sessions haben die fünf in den "Candy-Bomber-Studios" im stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof die Platte eingespielt. Auf digitalen Schnickschnack haben sie dabei verzichtet und die 13 Lieder stattdessen komplett analog auf Band gebracht. Ergebnis ist eine einzigartige Klangkulisse, die den Songs das gewisse Etwas gibt.

Entscheidend jedoch bleibt die großartige Stimme von Sebastian Krumbiegel. Mal soulig, mal rockig, fesselt sie den Zuhörer und lässt ihn mitten hineintauchen in die Lieder, die von Liebe, gesellschaftlicher Verweigerung und Engagement handeln. Philosophisch kritisiert Krumbiegel in "Es wird wärmer" den gegenwärtigen Individualismus und fühlt dessen Ablösung. Trotzig singt er das Lied "Verweigerung". Ironisch nimmt er die Hörigkeit der Zeitungsleser aufs Korn.

Ausgewogene Liedermischung

Die Bandbreite und Variationsfreude von Krumbiegels Stimme ist bemerkenswert. Sie untermalt seine sprachlichen Bilder auf wunderbare Weise und verstärkt seine Botschaften, ohne missionarisch zu wirken. Auch textlich ist dem 43-Jährigen eine ausgewogene Mischung von Liedern über Liebe und Einsamkeit auf der einen sowie Gesellschaftskritik und Aufruf zu Veränderung auf der anderen Seite gelungen.

Dass Sebastian Krumbiegel und die feinen Herren dabei auf Pop, Soul, Beat und Rock zurückgreifen, trägt seinen Anteil dazu bei, dass einige der 13 Lieder schon nach dem ersten Hören stark Ohrwurm verdächtig sind.

Sebastian Krumbiegel und die feinen Herren: Tempelhof, Edel Records

Ab 3. März sind "Sebastian Krumbiegel und die feinen Herren" mit "Tempelhof" auf Deutschlandtour. Die Termine:

03.03. Hamburg - Fabrik
04.03. Hannover - Musikzentrum
08.03. Aschaffenburg - ColosSaal
09.03. Dortmund - Musiktheater Piano
10.03. Bonn - Harmonie
12.03. Gießen - Jokus
13.03. Ludwigshafen - Das Haus
16.03. Nürngberg - Hirsch
17.03. Wien - Szene
18.03. München - Schlachthof
20.03. Singwitz - Kesselhaus
23.03. Berlin - Frannz Club
24.03. Göttingen - Musa
25.03. Magdeburg - Feuerwache
26.03. Leipzig - Spiegelpalast
27.03. Gera - Comma
28.03. Uhingen - Uditorium

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