Kultur

Erinnerungen an den SDS

von Julia Kleinschmidt · 14. August 2007
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Zehn Jahre nach den tödlichen Schüssen auf Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 gab es mehrere Versuche von Mitgliedern der so genannten 68er Generation, die Ereignisse der Jahre1967 und 1968 zu deuten. Die einflussreiche Rolle des SDS wurde beispielsweise 1977 in der ersten Ausgabe der "Kleinen Geschichte" aus (selbst-)erfahrenen Augen beleuchtet: Das Autorenduo Lönnendonker/ Fichter gehörte zu der SDS-Führungsriege.

Rückblick in die Vergangenheit

30 Jahre später haben sich die beiden noch einmal zusammengesetzt und neue Dokumente ausgewertet. Es entstand ein umfangreiches Werk, das nun eine historische These voran stellt: Der SDS sei von Generationen geprägt worden. Darm gaben die Autoren ihrem Buch den neuen Untertitel "Der sozialistische Studentenbund von Helmut Schmidt bis Rudi Dutschke".

Selbst gehören sie der Generation um Rudi Dutschke an. Sie hätten "den Aufstand gegen die SDS-Generation der Flakhelfer geprobt", so Fichter während der Buchvorstellung.

Die Geschichte um den SDS ist innerhalb der Sozialdemokraten heftig umstritten. Der von der Partei formulierte Unvereinbarkeitsbeschluss von 1961 besiegelte das Ende des Parteiunabhängigen Studentenbunds. Die SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier betonte in ihrer Begrüßung, dies sei "keine Ruhmestat der sozialdemokratischen Geschichte."

Für Fichter geht die Bedeutung noch weiter: Er sieht darin den Verlust eines kritischen Parteinachwuchses begründet und hält eine Widergründung auch heute noch für wünschenswert.



Ausblick auf die Zukunft


Die Neuauflage des Buches will nun einen breiteren Blick auf die Geschehnisse der "68er" ermöglichen. Dass die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen bis heute noch andauert, wird auch aus den Biographien der beiden Autoren ersichtlich. Lönnendonker widmete sich der Wissenschaft und als Urheber des Archivs " APO und soziale Bewegungen" ganz der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Fichter dagegen kehrte 1982 doch zur SPD zurück und leitete in der Ära Kohl lange die Parteischule.

Ihm zufolge hängt die Geschichte des SDS eng mit einer spezifischen Form der "sozialdemokratischen Intellektualität" zusammen, die es augenblicklich schwer habe. Er forderte für die Zukunft mehr Fantasie und Mut zu utopischen Ideen. Aus dem Blick in die Geschichte machte er jedoch eines klar: "Dass die SPD in einem Zustand ist, wo es noch Erfahrene braucht."

Julia Kleinschmidt

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