Er sortiert die vielen ungeordneten Aufzeichnungen, befragt Verwandte und seine früheren Schulfreunden. Es geht ihm darum, aufzuzeigen, wie Kinder in der Ausnahmephase der Kriegs- und
Nachkriegszeit lebten und empfanden, welche Spiele sie spielten, wie der Unterricht in der Volksschule verlief und wie sie die Bombennächte im Bunker und den Einmarsch der amerikanischen Soldaten
erlebten. In die vorliegende zweite überarbeitete und ergänzte Auflage hat er unter anderem die Ereignisse der so genannten Reichskristallnacht am 10. November 1938 mit aufgenommen. An diesem Tage
wurde auch in Mönchengladbach die Synagoge in Brand gesteckt. Und in der Folge wurden die jüdischen Mitbürger Mönchengladbachs zunächst entrechtet, später deportiert und die meisten von ihnen
ermordet.
Aus all dem setzt Fritz Thürnau ein detailliertes Bild seines persönlichen Umfeldes im Ortsteil Neuwerk zusammen - betrachtet mit den Augen eines Kindes. Das macht das Buch glaubwürdig und
ermöglicht einen einfühlsamen Blick auf die Menschen.
Ausführlich, aber nicht langatmig schildert er, wie seine Kinderjahre durch Familie, Freunde, Nachbarn und Vereine geprägt wurden, seine Erlebnisse in den Kriegsjahren, die Erfahrungen in der
Volksschule und die Ereignisse beim Einmarsch amerikanischer Soldaten.
Fritz Thürnau hat ein Buch geschrieben, welches vielen seines Jahrganges den Blick zurück mit einem lachenden und einem weinenden Auge ermöglichen wird. Doch vor allem wird es jungen Menschen
die Chance bieten - abseits vom viel gepflegten Schwarz-Weiß-Denken - einen authentischen Blick auf diese für viele Menschen in Deutschland nicht einfachen Kriegs- und Nachkriegsjahre zu erhalten.
Der Autor vermittelt ein Stück gelebte Geschichte und tut gut daran, dies für unsere Gesellschaft festzuhalten.
Ulrike Merten, MdB
Fritz Thürnau: Und plötzlich kam der Frieden. Eine Kindheit in Kriegs- und Nachkriegsjahren 1938-1948 Zeitgut-Verlag, Berlin 2005, 128 Seiten, 9.90 Euro, ISBN 3-933336-75-9
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