Die ersten beiden Platten der Band 1973 und 1974 werden ein Riesenerfolg. Zwar steht Klaus Renft schon mit Vorgängergruppen wie den "Butlers" unter der Beobachtung einer misstrauischen
Kulturbürokratie. Mehrfach werden sie mit Auftrittsverboten belegt. Sie sind unangepasst, anarchisch, doch im kleinen kulturpolitischen Frühling der frühen Honecker-Jahre werden sie eher als
harmlose Blues-Rocker wahrgenommen, von der FDJ unterstützt, von den Fans kultisch verehrt.
Mit den Texten des Liedermachers Gerulf Pannach und von Kurt Demmler taucht dann aber zunehmend ein härterer, politischerer Ton in ihren Liedern auf: Das real existierende Leben unter den
Bedingungen des "real existierenden Sozialismus" wird plötzlich sichtbar. Die Texte werden subversiv, doppeldeutig, schließlich auch eindeutig systemkritisch.
Glaubensfragen
"Du, woran glaubt
der, der zur Fahne
geht, Ruhm der
Fahne schwört,
dabei stramm steht?
Du, woran glaubt
der, der nicht anlegt,
der als Fahne
vor sich her
einen Spaten trägt?
Du, woran glaubt
der, der in'n Kahn
geht, und den
Hintern quer zu
der Fahn' dreht?"
(Text: Gerulf Pannach)
Kulturelles Tauwetter nur von kurzer Dauer
Im September 1975 kommt für die Renft Combo durch eine Leipziger Kulturfunktionärin das Aus: Auftrittsverbot, "weil die Texte mit unserer sozialistischen Wirklichkeit nicht das geringste zu
tun haben. Weil in den Texten darüber hinaus die Arbeiterklasse verletzt wird und die Staats- und Schutzorgane diffamiert werden. Wir sind der Auffassung, dass die Gruppe Renft damit als nicht mehr
existent anzusehen ist." Das war's dann, Renft verschwindet aus den Plattenläden, aus dem Rundfunkprogramm, die Band-Mitglieder gehen in den Westen, 1976 auch Klaus Renft.
Mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns endet endgültig das vorübergehende kulturpolitische Tauwetter in der DDR. Die Hoffnungen Klaus Renfts, im Westen an die großen Erfolge in der DDR anknüpfen
zu können, erfüllen sich nicht, Wolf Biermann absorbiert für lange Zeit die Aufmerksamkeit der westdeutschen Medien für diese Thematik.
Klaus Renft war aus seiner Welt und aus seiner Zeit gefallen. In seiner wunderbar hintergründigen, manchmal absurden Autobiografie "Zwischen Liebe und Zorn" notiert er 1985: "Dies Westberlin
ist eine fremde Welt, und es bleibt eine fremde Welt. Sie saugt mich auf, und sie spuckt mich gleich wieder aus, immer wieder der gleiche Vorgang." 2006 erkrankt er an Krebs. Er kämpft gegen die
Krankheit. Im Juni 2006 steht er noch in Dresden auf der Bühne. Am 9. Oktober stirbt Klaus Renft.
Werner Loewe
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