Kultur

Eine fotografische Hommage an Istanbul

Ara Güler ist der wohl berühmteste türkische Fotograf. Er hat die ganze Welt bereist, doch am liebsten richtete er die Kamera auf seine Heimatstadt Istanbul. Im Willy-Brandt-Haus Berlin ist die große Retrospektive „Ara Güler. Das Auge Istanbuls“ zu sehen, die am Mittwochabend im Beisein des 86-jährigen Künstlers eröffnet wurde.
von Birgit Güll · 16. Oktober 2014
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Der 1928 geborene Ara Güler hat mit seiner Leica für große Magazine wie „Life“ oder „Paris Match“ fotografiert und gehörte zu den Fotografen der legendären Agentur Magnum. Berühmte Persönlichkeiten wie Picasso, Man Ray oder Maria Callas bekam er vor seine Linse – auch diese Bilder sind Teil der aktuellen Retrospektive. Doch seine große Leidenschaft galt immer seiner Geburtsstadt Istanbul und ihren Bewohner. Das Straßenleben der Stadt am Bosporus hat er in eindrucksvollen Fotografien festgehalten.

„Das Istanbul Ara Gülers ist mein Istanbul“, hat der türkische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk einmal gesagt. Gülers Stadtfotografien der 1950er und 1960er Jahre beschreibt er so: „Die Schwarz-Weiß-Fotos von Ara Güler zeigen Istanbul als einen Ort, der sich zwar in einem Verwestlichungsprozess befindet, aber traditionelle Lebensformen fortdauern lässt, sodass Alt und Neu zu Klängen der Zermürbung, der Armut und der Bescheidenheit ineinander verschmelzen und die Stadt so melancholisch aussieht wie die Gesichter ihrer Bewohner.“

„Seine Fotografien erzählen von einer unglaublichen Stadt“

Als Fotograf müsse man auf den richtigen Moment warten können, hat Ara Güler einmal gesagt. Er selbst bezeichnet sich als Fotoreporter, nicht als Künstler. Gülers Fotografien „erzählen die unglaubliche Geschichte einer unglaublichen Stadt“, sagte SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan bei der Eröffnung der Retrospektive am Mittwochabend im Willy-Brandt-Haus. Als Vorsitzender der Koordinierungsgruppe Türkei beim SPD-Parteivorstand engagiert er sich für ein gutes Verhältnis zur Türkei.

Güler bezeichne sich als Fotograf der Menschen, so Nietan. Gerade deshalb könnten uns seine Bilder den Respekt vor jedem Einzelnen lehren, sagte der SPD-Schatzmeister: „Vielleicht macht die wahre Größe von politischem Handeln aus, dass man sich bemüht, den Einzelnen nicht aus den Augen zu verlieren.“ Nietan kam auf die aktuelle politische Lage zu sprechen, auf das Vorrücken der IS-Kämpfer an der türkischen Grenze, und erklärte, dass jedes einzelne Schicksal uns angehe. Deshalb gelte es zu handeln, um diese Barbarei zu beenden.

„Mit der Fotokamera Geschichte geschrieben“

Der Botschafter der Türkei in Deutschland, Hüseyin Avni Karslıoğlu, war ebenfalls zur Eröffnung ins Willy-Brandt-Haus gekommen. „Ara Güler schrieb mit seiner Fotokamera Geschichte“, sagte er. Güler sei ein „visueller Historiker“. 1999 wurde er in der Türkei als „Fotograf des Jahrhunderts“ geehrt.

Aus 14.000 Fotografien von Ara Güler haben der Kurator Hasan Şenyüksel und Gisela Kayser vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus 200 Bilder für die Retrospektive ausgewählt. Die sehenswerte Schau wird anlässlich des 25. Jubiläums der Städte-Partnerschaft zwischen Istanbul und Berlin gezeigt.

 

Ausstellung vom 16. Oktober 2014 bis 15. Januar 2015

Dienstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr, Eintritt frei, Ausweis erforderlich

Die Ausstellung ist geschlossen vom 24. bis 26.12. sowie am 31.12.2014 und am 1.01.2015.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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