Kultur

Eine Flucht von Berlin ins reiche Afrika

Was wäre, wenn die Welt umgekehrt wäre, zu der, in der wir leben? Diese Frage hat Christian Torkler in seinem Roman „Der Platz an der Sonne“ aufgeworfen und sie auf der Buchmesse mit Justizministerin Katarina Barley versucht zu beantworten. Heraus kam eine spannende Diskussion zu den Perspektiven von Flucht und Migration.
von Jonas Jordan · 12. Oktober 2018
Diskussion mit Katarina Barley auf der Buchmesse
Diskussion mit Katarina Barley auf der Buchmesse

„Wo wir geboren werden, entscheidet über unseren Platz in der Welt.“ Das ist die zentrale These in Christian Torklers 600 Seiten umfassenden Roman. Katarina Barley ist in Köln geboren und in einem Vorort mit Reihenhaussiedlungen aufgewachsen. „Ich liebe das Rheinland“, sagt sie.

Barley: Alles wird durchs Materielle definiert

Gleichzeitig sagt die SPD-Politikerin: „Wir sind uns gar nicht bewusst, wie viel Glück wir haben, in einer Demokratie zu leben, aber was mich betrübt, ist, dass sich alles über das Materielle definiert.“ Das Materieelle, das den Unterschied definiert zwischen Arm und Reich, zwischen Afrika und Europa.

Christian Torkler, der sieben Jahre in Tansania gelebt hat, möchte einen Perspektivwechsel schaffen. Sein Protagonist startet in Berlin. Doch es ist ein anderes Berlin als das, das wir kennen. Nichts funktioniert. Nicht nur der Flughafen steht still, sondern die ganze Stadt, die geprägt ist von korrupten Seilschaften.

Entwicklungshilfe versickert im korrupten Berlin

Die Entwicklungshilfe aus Afrika versickert. Nichts kommt bei den Menschen an. Also entscheidet sich die Hauptfigur zur Flucht gen Süden, auf schwierigen Wegen. „Wir leben in einer Welt mit großen Verteilungsproblemen“, sagt der Autor. Eine Aussage, die zu beiden Welten passt, der realen und der in Torklers Roman.

Dort gelangt der Protagonist auf schwierigen Wegen nach Afrika, weil er gegen das System in Deutschland nicht mehr ankommt. „Korruption ist die Geißel der Gesellschaft. Es gehört zu den Stärken dieses Romans, wie der ohnmächtige Umgang damit erzählt wird“, sagt Katarina Barley.

Barley hofft auf Verbesserung durch Einwanderungsgesetz

Die Justizministerin kann die Fluchtursachen nachvollziehen, fiktional und real. „Bisher werden viele Willige und Fleißige abgeschoben. Umgekehrt können viele, die sich an nichts halten, nicht abgeschoben werden.“

Barley hofft auf andere Rahmenbedingungen in Sachen Migration durch das geplante Einwanderungsgesetz: „Natürlich kann dann nicht jeder kommen, aber wir können zumindest eine Perspektive schaffen. Denn solche Leute wie die Hauptfigur im Roman mit Sinn fürs Gemeinwohl wären ein Gewinn für unsere Gesellschaft

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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