Friedrich Hölderlin ist nur einer unter vielen deutschen Dichtern und Schriftstellern, die ihre Befindlichkeiten in Deutschland thematisiert haben.
Der Literaturwissenschaftler und Journalist Harro Zimmermann hat nun ein seitenstarkes Buch mit dem Titel "Günter Grass unter den Deutschen. Chronik eines Verhältnisses" vorgelegt. Es ist
eine Mischung aus Biographie und geschichtlicher Dokumentation.
Seit dem Erscheinen seines Romans "Die Blechtrommel" 1959 ist vor allem der literarische Ruhm von Günter Grass ungebrochen, der auch als Maler, Graphiker und Bildhauer sehr erfolgreich ist.
Seine Romane, Gedichte und Theaterstücke erreichen Millionenauflagen. Sein Werk wurde mit vielen Preisen geehrt und 1999 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Aber Günter Grass ist auch ein
engagierter und sprachgewaltiger Anwalt, wenn es um gesellschaftspolitische Debatten in Deutschland geht. Oft wurde und wird den Intellektuellen vorgehalten, dass sie sich, fernab von der Welt, im
Elfenbeinturm eingerichtet haben. Was aber, wenn sie sich für die Welt nicht nur interessieren, sondern sich auch in ihre Gestaltung mit politischen Aktivitäten und Wortmeldungen einmischen wollen?
Das hat dann Folgen, die von Anerkennung bis Hass reichen können.
Eine Erfahrung, die auch Günter Grass machen musste in jahrzehntelangen politischen Auseinandersetzungen. Das Buch von Harro Zimmermann gibt darüber in seiner "Chronik eines Verhältnisses"
eine sehr umfangreiche dokumentarische Auskunft.
Die übersichtlich gegliederten Kapitel des Buches berichten über das enorme politische Engagement von Günter Grass in den Jahren 1955 bis 2005 und verbinden dieses mit entscheidenden
Abschnitten deutscher Zeitgeschichte.
Harro Zimmermanns Buch ist ein bemerkenswerter, empfehlenswerter und überaus informativer Beitrag, wenn es um ein Nachdenken über Deutschland geht.
Dieter Köppe
Harro Zimmermann: Günter Grass unter den Deutschen. Chronik eines Verhältnisses, Steidl Verlag Göttingen 2006, 688 Seiten, 28 Euro, ISBN 3-86521-249-2
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.