Diskussion mit Kutschaty: Wo die eigene Freiheit endet
Es roch nach Popcorn in Münster: Ein Hauch von Hollywood hatte sich im Herzen Westfalens angekündigt. „Bis wir tot sind oder frei“ lautet der Name des Films, der hier seinen deutschen Kinostart hatte. Das Justizdrama aus schweizerisch-deutscher Koproduktion beruht auf wahren Begebenheiten und handelt von Walter Stürm, einem notorischen Gefängnisausbrecher, und seiner Anwältin Barbara Hug, die angetreten ist, um das repressive Schweizer Justizsystem umzukrempeln.
Kutschaty über persönliche und kollektive Freiheit
„Individuelle Freiheit und Rechtsstaat – schließt das einander aus?“, lautete eine der Fragen, über die im Anschluss der Hauptdarsteller des Films Joel Basman mit dem Vorsitzenden der NRW-SPD Thomas Kutschaty disktutierte. Basman verkörpert im Film die Rolle des Walter Stürm, Thomas Kutschaty war sieben Jahre lang NRW-Justizminister und tritt bei der Landtagswahl am 15. Mai als Spitzenkandidat der SPD an. Basman berichtete von den herausfordernden Dreharbeiten – es gab viele aufwändige Actionszenen und auch das Imitieren des Ostschweizer Dialekt des echten Walter Stürms sei keine einfache Aufgabe gewesen.
Kutschaty steuerte in der Diskussion seine juristischen Fachkenntnisse bei. Er sprach von individueller und kollektiver Freiheit, die sich manchmal widersprächen, und davon, dass der Freiheitsbegriff gerade in der Corona-Pandemie an neuer Brisanz gewonnen habe. „Wie weit geht die eigene Freiheit, wenn dadurch das Leben und somit die Freiheit anderer bedroht wird?“, warf Kutschaty als Frage in den Raum.
Verbesserungsbedarf auch in Nordrhein-Westfalen
Dabei stellte er klar, dass das nordrhein-westfälische Justizwesen nicht mit den im Film gezeigten Zuständen in der Schweiz der 1980er-Jahre vergleichbar sei, etwa der Maßnahme der Isolationshaft, es aber natürlich trotzdem Verbesserungsbedarf gebe, bei der personellen Ausstattung der Gefängnisse oder der Resozialisierung Straffälliger etwa.
Bei der Frage, wer an diesem Abend mehr Autogram- und Selfie-Wünsche erfüllen musste, herrschte am Ende dann Gleichstand zwischen Schauspieler und dem Politiker.