1917 in Dublin geboren, übersiedelte Maeve Brennan mit ihrer Familie 1934 in die USA. In den 50ern blickt sie in einer Reihe von Kurzgeschichten zurück auf das Irland, das sie als 17-Jährige
verließ. Sie schrieb zu dieser Zeit für das Magazin "The New Yorker". Dort wurden auch die meisten Erzählungen des Bandes "Der Morgen nach dem großen Feuer" erstveröffentlicht.
"Der Rosengarten"
Da ist etwa die missgebildete Ladenbesitzerin Mary Lambert aus der Kurzgeschichte "Der Rosengarten". Sie liebt den Garten des Klosters, welcher der Öffentlichkeit nur ein Mal im Jahr
zugänglich ist. Nichts wünscht sie sich so sehr, als ihn ganz für sich zu haben. Aber "sie hätte nicht zu sagen vermocht, ob der Garten ihre Hoffnung umschloss oder ihre Verzweiflung, sie hätte
den Unterschied gar nicht zu bestimmen gewusst".
In ihrer Einsamkeit und ihrem maßlosen, unerfüllten Begehren beneidet sie die Nonnen, die stets das sengende Rot der Rosen betrachten können, "rot wie die Zunge, rot wie das Herz, rot und
dunkel in langsam aufziehender Sommerzeit, wie die trügerische Spalte in den Leibern der Nonnen, durch die, wie sie befürchteten und gestanden, am Ende doch noch der Teufel eindringen mochte."
"Der Teufel in uns"
In der Erzählung "Der Teufel in uns" sind vier Klosterschülerinnen vom Teufel besessen. Das haben die Nonnen unzweifelhaft festgestellt, denn schließlich konnten sie das Loblied Gottes
nicht singen. "Diese fehlgeleiteten und eigensinnigen Mädchen" bedürfen nun sämtlicher Gebete.
Maeve Brennan beschreibt eine unwillige Braut, eine diktatorische Toilettenfrau und den Ruhm, den ein Feuer einem kleinen Mädchen bringt. Sie erzählt von einer bigotten Welt, in der
Menschen sich eingerichtet haben. In kargen Häuserzeilen, feucht-kalten Wintern und Klosterschulen finden sie sich zurecht - ihre Helden, die eigentlich keine sind. Aber die Autorin stellt sie
nicht zur Schau. So scharf ihre Beobachtungen sind, blickt sie nicht auf ihre Figuren herab, die bei all ihrer Kleingeistigkeit auch rühren.
Birgit Güll
Maeve Brennan: "Der Morgen nach dem großen Feuer", aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser, Steidl Verlag, Göttingen, 2009, 16 Euro, ISBN 978-3-86521-880-3
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.