Kultur

Die Welt der Frauen

von Kai Doering · 21. Oktober 2013

Ob als Mutter, Partnerin oder Berufstätige, mit oder ohne Migrationshintergrund – Frauen sollen und wollen in allen Lebenssituationen Höchstleistung bringen. Trotzdem werden sie in vielen Bereichen unterschätzt und stehen im Schatten der Männer. Damit soll endlich Schluss sein.

Das Barcamp stand dieses Jahr unter dem Motto „Woran wir arbeiten (müssen)“. Die offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Abläufe zu Beginn von den Teilnehmenden entwickelt und gestaltet werden, dient dem inhaltlichen Austausch untereinander.

Die Kurse wurden unter anderem vom internationalen Journalistennetzwerk „Hostwriter“ und vom Berliner Verein „Discover Football“, der sich für den diskriminierungsfreien Sport von Mädchen und Frauen weltweit einsetzt, geleitet. Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend diskutierte das Thema „Wenn Frauen die Familie allein finanzieren müssen“.

Die Mischung macht’s

Das Projekt "JUMA" (jung, muslimisch, aktiv) will jungen Moslems zwischen 15 und 25 eine Stimme geben, damit sie ihre Sicht der Dinge darstellen und gegen gesellschaftliche Vorurteile ankämpfen können. "Wir verschenken Potenzial, wenn wir jungen Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihres Glaubens Zugänge verwehren", sagte Sawsan Chebli. Sie betreut das Projekt als Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten. Muslimische Männer und Frauen würden oft unterschiedlich diskriminiert. "Wir wollen zeigen, dass Muslime anders sind und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten". Seit einigen Wochen gibt es eine Plakatkampagne, die zur Diskussion anregen soll, wie anerkannt Muslime in Deutschland sind. "Wir brauchen mehr positive Vorbilder", ist Sawsan Chebli überzeugt. Polizisten, Politiker und Journalisten islamischen Glaubens würden zu einer Normalisierung beitragen. Chebli ist sich deshalb sicher: "In zehn Jahren werden wir diese Diskussion nicht mehr führen."

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Bei Frauen gibt es fast nie einen Genialitätsverdacht!?

Einen erfrischenden Workshop leitete Elisa Gutsche, die an der Freien Universität Berlin Gender- und Diversity-Kompetenz im Master studiert. Für alle Serienfans oder die, die es noch werden wollen, wurde die Darstellung von Frauen in Fernsehserien wie „ Die Simpsons“, „Downtown Abbey“ oder „Borgen“ diskutiert. Was müssen diese Frauen „opfern“, um in der Männerwelt erfolgreich zu sein? Kann es solche Frauen auch in Wirklichkeit geben? Können sie Vorbilder für uns sein? „Viele dieser Frauen haben Ideale und handeln auch danach“, sagte Gutsche.

Um Ideale ging es auch bei Anybody Deutschland, die Teil eines internationalen Netzwerkes für mehr körperliche Vielfalt in Medien und Gesellschaft sind. Gemäß dem Motto des Tages „Woran wir arbeiten (müssen)“ fragten sich die Referentinnen, an welchen Körperstellen frau überhaupt arbeiten muss, um „schön“ zu sein. „Das Schönheits-Diktat der Medien suggeriert uns, dass wir immer weiter an uns arbeiten müssen. Es geht nicht mehr um Gesundheit, sondern nur darum, so auszusehen wie die Mädchen auf den Fotos in Hochglanzmagazinen.“

Die deutsche Musikerin und Autorin Christiane Rösinger zog mit ihrer These „Liebe ist oft überbewertet – Leben als Pärchen, nein danke!“ viele Frauen und Männer an. „Wir leben in einer paarorientierten Gesellschaft. Wer nicht Teil eines Paares ist hat ein Defizit“, sagte Rösinger. Die Liebe in Frage zu stellen sei ein gesellschaftliches Tabu. Rösinger fordert aber die Gleichberechtigung der überzeugten Single-Frau, der alleinerziehenden Mutter und möchte nicht für ihre Entscheidung ohne Partner zu leben bemitleidet werden.

Das 4. Barcamp Frauen, zu dem die Friedrich-Ebert-Stiftung in die Berliner Kalkscheune einlud, zog wieder über 150 Frauen, aber auch einige Männer an. Der Zuspruch, den jeder der über 15 Workshops hatte, zeigt, dass sich Frauen in vielen Bereichen des Lebens noch nicht gleichberechtigt fühlen und etwas dagegen machen wollen. Das „Barcamp für Frauen, Männer und Sensationen“ ist ein Forum für diejenigen, die etwas verändern möchten und auch auf politischer Ebene für eine frauengerechte Gesellschaft kämpfen.

 

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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