In vierzehn Kapiteln beschreibt Jörg Magenau anschaulich die Entwicklung der Zeitung von ihren Anfängen als "Projekt" über die Umwandlung in ein "Genossenschaftsmodell" bis
hin zu der Übernahme der Redaktion für einen Tag durch Kai Dieckmann, Bild-Chefredakteur, Guido Westerwelle und anderen.
30 Jahre...jede Menge Anekdoten
Der Kampf um die Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße war ein besonderes Ereignis in der Geschichte der taz. Schon im Jahr 1993 hatten die Genossenschaftler ihr Gebäude auf
den Namen "Rudi-Dutschke-Haus" getauft. 2004 beantragten sie dann offiziell die Umbenennung der Straße, in dem sie ihr Domizil hatten, in Rudi-Dutschke-Straße. "Die Kochstraße als eine zentrale
Straße des alten Berliner Zeitungsviertels war eine gute Wahl, um seinen Namen im Stadtbild zu verankern" schreibt Magenau. Die taz-Macher nutzten diese Aktion zum einen, um den Springer-Verlag
zu ärgern, der am anderen Ende der Kochstraße siedelt. Zum anderen wollten sie eine "geschickte PR-Maßnahme" einfädeln. Denn die darauf folgende Berichterstattung über den "Kreuzberger
Straßenkampf" kam an der taz natürlich nicht vorbei.
Das Bezirksparlament Kreuzberg-Friedrichshain entschied im August 2005 mehrheitlich zugunsten der Umbenennung, was nicht ohne Folgen blieb. Zusammen mit Anwohnern der Kochstraße reichte die
CDU Klage gegen diese Entscheidung ein. Das Ergebnis war ein Bürgerentscheid Anfang 2007 zur Rückgängigmachung der Umbenennung. Der jedoch scheiterte. "Am taz-Haus war aber schon lange die neue
Adresse angebracht: Rudi-Dutschke-Straße 23..."
Diese und andere Geschichten, darunter die Aktion "Waffen für El Salvador", bei der sage und schreibe 4,7 Millionen Mark zusammen kamen, und "Der erste Ostler", über der Versuch, nach dem
Mauerfall eine ostdeutsche Ausgabe der taz aufzubauen, finden ihren Platz in dem Buch "Die taz. Eine Zeitung als Lebensform." Magenau, selbst ehemaliger Kulturredakteur bei der taz, führt den
Leser sachlich, aber sehr amüsant, durch 30 Jahre "taz"-Geschichte. Er versteht es, auf 280 Seiten seine intimen Kenntnisse aus der Redaktion sowie das Gedächtnis seiner ehemaligen Kollegen zu
nutzen, um ein spannendes, aber auch kritisches Buch über eine ungewöhnliche Zeitung zu verfassen.
Mamke Kühl
MAGENAU, JÖRG: Die taz. Eine Zeitung als Lebensform. Hanser Verlag, München 2007. 280 S,. 21,50 €, ISBN 978-3-446-20942-8
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