Kultur

Die SPD, der Film und die Franzosen

Zehn Millionen Euro und ein französischer Film: Bevor am Montag der 12. SPD-Filmabend mit der exklusiven Preview von „Heute bin ich Samba“ begann, erklärte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, dass er die gekürzte Filmförderung mit Geld aus seinem Etat aufstocken wird.
von Birgit Güll · 10. Februar 2015
12. SPD - Filmabend zur Berlinale 2015
12. SPD - Filmabend zur Berlinale 2015

Eine exklusive Preview war in diesem Jahr nicht genug. Bevor beim 12. SPD-Filmabend im Berliner Willy-Brandt-Haus „Heute bin ich Samba“ mit den Schauspiel-Stars Charlotte Gainsbourg und Omar Sy lief, traf sich SPD-Chef Sigmar Gabriel zum Gespräch mit Vertretern der Filmbranche. Die guten Nachrichten waren in der Branche bereits angekommen: Der Wirtschaftsminister wird den von 60 auf 50 Millionen gekürzten Deutsche Filmförderfonds (DFFF) aus seinem Etat ausgleichen.

Wirtschaftsminister fördert Film

Gabriel erklärte, wofür genau das Geld genutzt werden soll: Zum einen werden künftig internationale Co-Produktionen verstärkt gefördert. Zum anderen wird Geld in die Förderung hochkarätiger Serien fließen. Eine derartige Subvention gibt es in Deutschland bisher nicht. Dass Gabriel das ändern will, traf bei der Branche auf Zustimmung. Die Regisseurin Connie Walther („Tatort“, „Zappelphilipp“) wies darauf hin, dass gerade Serien Entwicklungsgeld und Zeit brauchten.

So viel Lob Gabriel für seinen Ausgleich der Filmförderung auch bekam, die Filmschaffenden wollten es genau wissen. Regisseur Pepe Danquart („Schwarzfahrer“, „Lauf Jung Lauf“) hakte nach, ob die Branche sich auch künftig auf das Geld aus dem Wirtschaftsministerium verlassen könne. „Das kriegen wir schon hin“, lautete Gabriels Antwort, eine dauerhafte Förderung sei geplant. Dass Gabriel dabei nicht nur auf wirtschaftlichen Erfolg zielt, machte er deutlich: „Kultur hat einen Anspruch auf Förderung, völlig unabhängig von ihren wirtschaftlichen Effekten“, so der SPD-Chef. 

TTIP und Urheberrecht

Neben allen Fragen zum Geld wollten die Filmschaffenden wissen, ob das Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP) die europäische Filmbranche verändern werde. Gabriel legte sich fest: Das deutsche Urheberrecht werde nicht durch das US-amerikanische Copyright ersetzt. Zudem sei der audiovisuelle Bereich bereits aus den Verhandlungen ausgeklammert. TTIP werde die deutsche Kulturförderung nicht berühren und eine private Schiedsgerichtsbarkeit werde es auch nicht geben. Gabriel betonte zudem, dass Justizminister Heiko Maas (SPD) an einer Änderung des Urheberrechts arbeite. Schließlich müsse es die veränderten Bedingungen in Zeiten der Digitalisierung angepasst werden.

Das Urheberrecht und die immer noch allzu oft prekären Arbeitsbedingungen in der Filmbranche waren am Montagabend im Willy-Brandt-Haus ebenso Thema wie die fehlende Gleichberechtigung in der Filmbranche. Auf letztere hatte der Zusammenschluss von Regisseurinnen „Pro Quote Regie“ hingewiesen. Das Mitglied Connie Walther appellierte an Gabriel einen Gleichstellungsparagrafen in das Filmfördergesetz (FFG) aufzunehmen.

„Was mag es bedeuten, seine Heimat zu verlassen?“

Kurz nach der Diskussion begann im Atrium des Willy-Brandt-Hauses die Preview von „Heute bin ich Samba“. Der Film erzählt mit viel Humor die Geschichte von Samba (Omar Sy), der ohne Papiere in Frankreich lebt, und Alice (Charlotte Gainsbourg), der Karrierefrau die sich nur mühsam von einem Burnout erholt. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft führte in den Film ein. „Was mag es bedeuten, seine Heimat zu verlassen?“ fragte Kraft ins mehr als voll besetzte Willy-Brandt-Haus. Flüchtlinge brauchten Schutz und unsere Zuwendung, betonte sie und warb dafür, „mehr durch die Augen der Menschen zu sehen, die zu uns kommen – durch die Augen von Samba“.

Den Statistiken ein Gesicht geben

Die Regisseure von „Heute bin ich Samba“, Éric Toledano und Olivier Nakache, waren zur Preview ins Willy-Brandt-Haus gekommen. Sie erzählten, dass nur der Welterfolg ihres Films „Ziemlich beste Freunde“ es ihnen ermöglich hat, „Heute bin ich Samba“ zu verwirklichen. Eine Geschichte über das Leben von Menschen ohne Papiere sei nichts, wofür man in Frankreich Finanzierung und Unterstützung bekomme.

Dass der Film die Zuschauer auch zum Lachen bringt, war ihnen wichtig. „Wir wollen die Zuschauer mit Fragen entlassen. Das geht leichter mit Humor und Leichtigkeit“, erklärte das Regie-Duo. Die Co-Autorin des Films, Delphine Coulin setzt große Hoffnungen in den Film: Nachrichten und Statistiken über Flüchtlinge könnten nichts bewegen, sagte sie, „man muss ihnen ein Gesicht geben." So könnte der Film über Samba vielleicht etwas bewegen in dieser Gesellschaft, erklärte Coulin.

„Heute bin ich Samba“ läuft ab 26. Februar im Kino.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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