Die kommenden Kriege. Ressourcen, Menschenrechte, Machtgewinn – Präventivkrieg als Dauerzustand?
Vor dem Irak-Krieg hatte Zumach, der in Genf als UNO-Korrespondent arbeitet, seiner taz einen echten Scoop beschert: Er konnte aus dem zensierten Teil des Waffenbericht der irakischen
Regierung vom Dezember 2002 Namen deutscher und ausländischer Firmen nennen, die das Regime von Saddam Hussein mit Rüstungsgütern versorgt haben.
Dieser Bericht liegt bis heute der Bundesregierung nur zensiert vor. Zumach kommt aber nicht nur an geheime Papiere ran, er kann die geheimen und öffentlichen Quellen auch sorgsam und
klarsichtig analysieren.
Das kann man in seinem neuen Buch nachlesen: Irak, Iran, Nordkorea - entlang der Achse des Bösen beschreibt er nicht nur die amerikanische Militärstrategie, sondern weist auch nach, dass die
Planungspapiere einer gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU der US-Politik zum Verwechseln ähnlich sehen: Eine gemeinsame EU-Eingreiftruppe wird aufgebaut, mit der man nicht nur humanitär
intervenieren will, sondern auch "Regionalkriege zur Verteidigung europäischer Interessen" und zur Sicherung der Ölversorgung führen will.
Und im Fall Iran sind die Europäer bereits im März auf die "harte Linie der USA eingeschwenkt", analysiert Zumach. Statt echte Alternativen aufzuzeigen, hätten die Europäer sich der
US-Argumentation angeschlossen, wonach Kontrollen der iranischen Atomanlagen, die der Atomwaffensperrvertrag vorsieht, nicht ausreichend seien. Zumach meint dazu mit Recht: "Diese Haltung läuft in
der Konsequenz auf eine grundsätzliche Absage an den Atomwaffensperrvertrag hinaus."
Und was hat das mit der Zeitung zu tun, für die Zumach arbeitet? Drei Redakteure hoch führte die taz kürzlich ein langes Abschiedsinterview mit Außenminister Joschka Fischer - zu der Zeit,
als die EU die Überweisung des "Falls Iran" an die UNO betrieb. Drei lange Seiten durfte Fischer sich als "einer der letzter Rock'n Roller der deutschen Politik" feiern, ohne dass einer der
Redakteure in mit einer Frage zum Iran störte.
Solche Redakteure hat man gern. Andreas Zumach hat der Außenminister
nicht gern: Ihm verweigerte er schon mal demonstrativ die Antwort. Wer wissen will, was der scheidende deutsche Außenminister nicht wissen will, der lese Zumach!
Christoph Fleischmann