Milan Kundera analysiert die Wurzeln des europäischen Romans, in dessen Tradition er sich sieht. Im Süden Europas habe dieses Genre sich zu Beginn der Neuzeit entwickelt. "In seinen Anfängen
war der große europäische Roman Unterhaltung", erklärt Kundera, und dort beheimatet. Später habe er sich über das geografische Europa hinaus ausgeweitet.
In sieben Teile untergliedert er sein Essay "Die Kunst des Romans". Ebenso viele Kapitel hat jedes seiner Bücher - eine Erklärung dafür versucht er im Essay. Der Romancier Kundera spricht
auch über den Zusammenhang von Musik und Literatur. Ausführlich beschäftigt er sich mit den Werken Hermann Brochs und Franz Kafkas. Und er analysiert seine eigenen Bücher.
Der Roman und sein Thema
"Der Roman ist eine Meditation, welche, über imaginäre Figuren, auf den Grund der Existenz geht." Milan Kundera erklärt die zentrale Bedeutung von Themen für Romane: "Wo der Roman von seinen
Themen abkommt und sich damit begnügt, die Geschichte zu erzählen, wird er platt."
In den modernen Massenmedien sieht Kundera eine Gefahr. In ihrem Bedürfnis aufzufallen, sei ihnen jedes Mittel recht. Damit sei "die Ästhetik der Massenmedien zwangsläufig zur Ästhetik des
Kitsches geworden", der langsam zu unserer alltäglichen Ästhetik und Moral werde.
"Die Kunst des Romans" sind absolut lesenswerte, kluge Ausführungen. Kundera bleibt nicht theoretisch oder gar vage. Er nennt Beispiele, belegt seine Theorien und macht seine Erfahrungen
deutlich.
Birgit Güll
Milan Kundera: "Die Kunst des Romans". Hanser Verlag. 2007. 208 Seiten. 19, 90 Euro. ISBN-10: 3-446-20926-3; ISBN-13: 978-3-446-20926-8
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