Kultur

Die große Tradition des europäischen Romans

von Dagmar Günther · 21. Dezember 2007

Milan Kundera analysiert die Wurzeln des europäischen Romans, in dessen Tradition er sich sieht. Im Süden Europas habe dieses Genre sich zu Beginn der Neuzeit entwickelt. "In seinen Anfängen war der große europäische Roman Unterhaltung", erklärt Kundera, und dort beheimatet. Später habe er sich über das geografische Europa hinaus ausgeweitet.

In sieben Teile untergliedert er sein Essay "Die Kunst des Romans". Ebenso viele Kapitel hat jedes seiner Bücher - eine Erklärung dafür versucht er im Essay. Der Romancier Kundera spricht auch über den Zusammenhang von Musik und Literatur. Ausführlich beschäftigt er sich mit den Werken Hermann Brochs und Franz Kafkas. Und er analysiert seine eigenen Bücher.

Der Roman und sein Thema

"Der Roman ist eine Meditation, welche, über imaginäre Figuren, auf den Grund der Existenz geht." Milan Kundera erklärt die zentrale Bedeutung von Themen für Romane: "Wo der Roman von seinen Themen abkommt und sich damit begnügt, die Geschichte zu erzählen, wird er platt."

In den modernen Massenmedien sieht Kundera eine Gefahr. In ihrem Bedürfnis aufzufallen, sei ihnen jedes Mittel recht. Damit sei "die Ästhetik der Massenmedien zwangsläufig zur Ästhetik des Kitsches geworden", der langsam zu unserer alltäglichen Ästhetik und Moral werde.

"Die Kunst des Romans" sind absolut lesenswerte, kluge Ausführungen. Kundera bleibt nicht theoretisch oder gar vage. Er nennt Beispiele, belegt seine Theorien und macht seine Erfahrungen deutlich.



Birgit Güll


Milan Kundera: "Die Kunst des Romans". Hanser Verlag. 2007. 208 Seiten. 19, 90 Euro. ISBN-10: 3-446-20926-3; ISBN-13: 978-3-446-20926-8

Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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