Kultur

Die große Liebe

von Dagmar Günther · 13. Februar 2007

Cordula, die Hauptfgur des Romans "Unversehrt" wächst bei ihrer Mutter und den Großeltern harmonisch auf. Denn diese lieben das Kind abgöttisch. Sie behüten es davor, unter Spannungen zwischen ihnen zu leiden.



Und die sitzen wahrlich tief: Cordulas Vater, ein Amerikaner verließ ihre Mutter, als diese mit ihr schwanger war. Die Großmutter hat nichts für Amerikaner übrig, weil ihr Mann mit einer geistigen Behinderung aus dem Krieg zurückgekehrt ist, die ihn zu ihrem vierten Kind werden ließ. Cordulas noch sehr junge Mutter, die bis zum dreißigsten Lebensjahr mit dem Kind bei ihren Eltern lebt, gibt insgeheim ihrer eigenen Mutter die Schuld an dem Zerbrechen der Beziehung zum Kindesvater.

Die Welt der Glückseligkeit

In der Abiturphase erkennt Cordula, die von allen "David" gerufen wird, ihre Liebe zu Maya, einem ein Jahr jüngeren Mädchen. Dieses ist die Tochter eines SPD-Politikers - ein sehr selbstbewusstes Wesen, das sich im CDU-bestimmten Umfeld der kleinen Heimatstadt sicher zurechtfindet und später Lehrerin werden will. Die beiden entdecken einander eine neue Welt der Glückseligkeit.

Einzig Mayas ältere Schwester Britta feindet die Beziehung an. Alle anderen freuen sich mit den beiden über deren Glück. Doch durch einen von David verursachten Verkehrsunfall findet es ein jähes Ende. Eine Freundin Mayas stirbt an den Folgen, die schöne Maya wird im Gesicht verunstaltet.

David erleidet einen schweren Schock. Ihre Bemühungen, später wieder Kontakt zu Maya aufzunehmen, werden durch Britta torpediert.

Der schwierige Neubeginn

David muss neu anfangen, beginnt nach dem Studium halbtags in einem Verlag zu arbeiten. Zugleich nimmt sie ein Studium auf. Die Großeltern , die Mutter und deren neuer Mann, versuchen ihr diesen Neubeginn zu erleichtern. Eine Freundin ihrer Mutter, die selbst Frauen liebt, führt David am Studienort in die "Szene" der Stadt ein. Das Mädchen lernt eine neue Freundin kennen, hat flüchtige und kontinuierlichere sexuelle Beziehungen.

Schließlich nimmt sie einen verkrüppelten Hund zu sich. Der soll Opfer eines Verkehrsunfalls geworden sein, hat in Wahrheit allerdings eine Krebserkrankung zu überstehen. Als er sie zunächst einmal beißt, hilft eine Hundetrainerin ihr, trotzdem mit ihm zurechtzukommen. David scheint eine neue Aufgabe gefunden zu haben. Sie scheint tiefe Beziehung zu dem Hund aufzubauen.

Doch Maya, die inzwischen eine Kommissarslaufbahn bei der Polizei eingeschlagen hat, ist unvergessen. Eine Entscheidung steht an. Von den ersten Seiten an zieht das Buch Leser wie Leserinnen in seinen Bann. Man kann nicht aufhören es zu verschlingen.

Dorle Gelbhaar

Mirjam Müntefering: Unversehrt, Piper Verlag GmbH München Zürich 2007, 304 Seiten, 8,95 €, ISBN 978-3-492-24869-3

Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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